Ich bin und bleibe ja ein alter Mopperkopp. Aber IRON MAIDEN am letzten Sonntag haben auch wirklich mal wieder mehr als genug Munition geliefert, seinem Herzen mal wieder Luft zu machen.
Dazu muss ich gleich vorneweg sagen, dass es an der reinen Leistung der Band überhaupt nichts zu kritteln gibt, die Band hat souverän ihr Programm abgespult und gab sich technisch keinerlei Blößen. Aber der ganze Rest, der ganze Rest…
Fangen wir mit dem Publikum an, das bekommt man ja als erstes mit, wenn man auf ein Konzert geht. Das Publikum hat sich bei IRON MAIDEN gewandelt, definitiv. Es war kaum junges Volk und kaum echte Kuttenträger da, dafür aber jede Menge gut situierte Damen und Herren, die sich mal dachten: Gehen wir mal zu Maiden, wa? Da haben wir der Lisbeth am Samstach was zu erzählen…
Oder rüstige Männer Ende 40, modischer Bürstenhaarschnitt, gestreiftes Hemd und den 11 jährigen Filou an der Hand. Aber dann mal so richtig abrocken und in die Hände klatschen, so wie man es vom Musikantenstadel kennt. War ja echt süß anzusehen, aber will ich mit solchen Leuten wirklich meinen Sonntagabend verbringen? Leute, die vermutlich die Nase rümpfen, wenn sie mich unter der Woche auf der Straße sehen? Von den angeblich 11.000 zahlenden Zuschauers hatten grob geschätzt 8000 ein Metalshirt an, 7900 davon waren allerdings Maidenshirts, natürlich mehrheitlich solch Sammelexemplare wie das aktuelle Troopershirt aus dem EMP oder andere, vergangene EMP-Editionen. Sahen alle aus wie Neu. Klar, kein Wunder, werden ja auch nur alle 3 Jahre aus dem Schrank geholt, wenn eben Maiden mal touren. Sonst kann man sowas ja nicht anziehen, was sollen nur die Leute denken? Es war noch nicht so schlimm wie bei AC/DC, aber so richtig viel hat nicht mehr gefehlt. Ich denke, Maiden sind einfach zu teuer geworden (75€ inkl. VVK und Versand hat mich ein Ticket gekostet), als das die Jugend sich das noch leisten kann, jedenfalls nicht die breite Masse. Aber da frag ich mich schon, wo soll denn dann da der Nachwuchs herkommen?
Aber machen wir mal weiter: Die Vorband! Bei einem Eintrittspreis von 75€ erwarte ich eigentlich eine adäquate Vorband, die sowohl zum Headliner musikalisch passt, als auch einen gewissen Gegenwert fürs Geld bietet. Was hatten wir hier? Rise To Remain, Metalcore, aber immerhin in England schon ne Menge Publikumspreise gewonnen, unter anderem „Best New Band“ im Metal Hammer England. Das deren Frontman Austin mit Nachnamen Dickinson heißte, hat bestimmt nichts damit zu tun, das die Jungs gewählt wurden. Ne, auf gar keinen Fall!
Ich behaupte, das sich in der Halle keine 5% der Leute für die Musik der Band erwärmen konnten, das war also komplett verlorene Liebesmüh. Schön, das man dem (eigenen) Nachwuchs eine Chance geben mag, aber in dem Fall wäre es sinniger gewesen, einen vernünftigen Opener mitzunehmen und meinethalben den Toursupport, den der dann berappen muss dazu verwenden, der Sprösslingband einen brauchbaren Openingslot zu finanzieren. Aber auf einer Maidentour, vor Maidenpublikum, da hatten die 5 Bengels echt nichts zu suchen. Halbe Stunde verschwendete Lebenszeit, gibt mir niemand wieder, hat mir nichts gebracht. Das Schlimme ist: Weil alle so dachten, ging es nicht mal am Bierstand schneller zu der Zeit!
Aber auch die längste halbe Stunde geht mal vorbei und so durfte man dann wiederum eine halbe Stunde lang beobachten, wie sich auf der Bühne nichts tat. Der Abbau hat nämlich keine 5 Minuten gedauert, aber warum sollte man dann schnellstmöglich auf die Bühne kommen. Ne, erst mal schön die Leute warten lassen, dann sind sie um so hungriger. Das viele Leute am Montag aber früh raus müssen und teilweise Anfahrten von mehreren Stunden hatten, ist ja egal, sowas fällt unter Kollateralschaden. Aber OK, das ist nun wirklich kein Maidenspezifisches Problem, fiel mir halt nur mal wieder auf.
Kommen wir zu dem größten Stinker des Abends – die Setlist!
1. Satellite 15… The Final Frontier
2. El Dorado
3. 2 Minutes to Midnight
4. The Talisman
5. Coming Home
6. Dance of Death
7. The Trooper
8. The Wicker Man
9. Blood Brothers
10. When the Wild Wind Blows
11. The Evil That Men Do
12. Fear of the Dark
13. Iron Maiden
Zugabenteil:
14. The Number of the Beast
15. Hallowed Be Thy Name
16. Running Free
Ja klar, es ist die Final Frontier Tour, aber dennoch sind gleich 5 neue Songs von einem, reden wir mal Klartext, Stinkeralbum einfach zu viel. Vor allem direkt am Anfang. So richtig Stimmung wollte da nicht aufkommen. Das Ganze verbunden mit einem eher leisen Sound (Das Konzert in Frankfurt soll hingegen extrem laut gewesen sein), war das Alles in Allem doch eher eine leichte Enttäuschung.
Nebensächlichkeiten wie exorbitante Getränkepreise in der Halle (Da kann aber die Band nichts für), Merchpreise jenseits von Gut und Böse (Dafür hingegen schon) oder einer dritten Gitarre, die oftmals nicht gebraucht wird und dann eher störend was Neues in einen Song reindudelt führe ich schon gar nicht mehr weiter aus.
Für mich steht fest, sollten IRON MAIDEN sich nicht noch mal durchringen, eine totale Klassikertour durchzuziehen, dann werde ich mir diese Band in Zukunft live wohl doch lieber klemmen, das hier aufgewendete Geld kann ich wesentlich sinnvoller investieren, Aktien der Telekom oder etwas in der Art…