Review: Super Farmer

Manchmal kommen sie wieder….ist nicht nur der Titel einer Kurzgeschichte von Stephen King und einer darauf basierenden Verfilmung, sondern trifft auch und immer wieder gerne auf Brettspiele zu. Im vorliegenden Fall handelt es sich um Super Farmer vom polnischen Label Granna. Super Farmer? Nie gehört? Gab es aber schon mal…

Im Jahr 1943 erfand Professor Karol Borsuk im Warschauer Ghetto das Spiel „Tierchenzucht“, welches er zusammen mit seiner Frau von Hand produzierte und an Freunde und Nachbarn verkaufte, um so ein wenig Geld zu verdienen. Bemerkenswert hierbei ist, dass es sich wohl um das erste Brettspiel handelte, das zwölfseitige Würfel verwendet hat.

 

Wir schreiben 2012 und Granna veröffentlichen Super Farmer auf Deutsch. Geändert haben soll sich nicht viel, hat doch Prof. Borsuk schon damals das Spiel komplett durch designend. Nur der niedliche Name muss einer Reminiszenz an diverse Facebook-Spielereien weichen…

Worum geht es eigentlich?

2-4 Leute wetteifern um den Titel des Super Farmers und versuchen sich in der erfolgreichen Tierzucht. Dazu hat jeder zu Begin ein Karnickel zur Verfügung. Zu Beginn jeder Runde darf man genau einmal einen Tiertausch vornehmen:

6 Karnickel gegen ein Schaf

2 Schafe gegen ein Schwein

3 Schweine gegen eine Kuh

2 Kühe gegen ein Pferd

Man kann aber auch ein Schaf gegen einen kleinen Hund und eine Kuh gegen einen großen Hund tauschen.

Außerdem funktionieren die Tauschaktionen auch rückwärts, man kann also auch z.B. ein Schaf gegen 6 Karnickel tauschen.

Wobei zu beachten ist, das eine ununterbrochene Tauschkette als ein Tausch gilt. Ich kann also, wenn ich 6 Karnickel, 1 Schaf und 2 Schweine habe, all diese Tiere gegen eine Kuh tauschen, aber nicht z.B. 6Kaninchen in ein Schaf und 3 Schweine in eine Kuh, das wären 2 Tauschaktionen, ergo benötigt man dafür auch zwei Runden. Das ist eine Sache, die jüngeren Mitspielern eventuell nicht so leicht begreiflich gemacht werden kann, ach was rede ich, auch vermeintlich erwachsenen Mitspielern erschließt sich dieses häufig nicht sofort.

 

Ziel des Spieles ist es, jedes Farmtier (Also Jedes außer den Hunden) mindestens einmal zu besitzen.

Das funktioniert wie folgt: Nach der Tauschphase (die in den ersten Runden im Regelfall mangels Tauschmasse ausfällt)würfelt man mit den beiden beigelegten Würfeln. Auf denen befinden sich viele Karnickel, wenige Schafe und kaum Kühe und Pferde. Aber auf dem einen Würfel ist ein Fuchs, auf dem anderen ein Wolf.

Nach dem Wurf wird ausgewertet: Jede Tiergruppe, die man gewürfelt hat, wird überprüft. Wenn man inklusive der gewürfelten Tiere mindestens ein Pärchen hat, pflanzt sich jedes Pärchen fort und man erhält ein weiteres Tier dieser Art. Wenn ich also z.B. ein Schwein, zwei Kühe  und 3 Karnickel habe und ein Schwein und ein Karnickel würfele, bekomme ich ein Schwein und 2 Karnickel hinzu. Aber keine Kuh, denn auch wenn ich ein Paar davon habe, so wurde keine Kuh gewürfelt, diese Tierart wird also gar nicht auf Fortpflanzung überprüft.

Wenn ich nun einen Fuchs würfle, frisst dieser, ohne Wenn und Aber ALLE(!) meine Karnickel auf, bis auf eins. Werfe ich hingegen einen Wolf, werden ALLE meine Schafe, Schweine und Kühe gefressen. Das ist der Moment, wo man generell ein wenig sparsam aus der Wäsche guckt, meinen ersten Fuchs werde ich wohl nie vergessen, Dreckvieh, vermaledeites…

Doofes Glücksspiel, irgendwie, wären da nicht die Hunde. Die braucht man zwar nicht, um zu siegen, aber verzichten sollte man dennoch nicht auf sie, denn diese vertreiben Fuchs und Wolf. Während der kleine Hund den Fuchs verjagt, widmet sich der große Hund mit exklusiver Vorliebe dem Wolf. Glücklich also, wer den treuesten Freund des Menschen hat, wenn Fuchs oder Wolf auftauchen, denn in dem Fall wird der Hund zwar abgelegt, aber die Begegnung verläuft ansonsten glimpflich. In dem Fall stürzen sich übrigens geifernd die restlichen Mitspieler auf den freigewordenen Hund. Es gibt nämlich nur 4 kleine und 2 große Hunde in dem Spiel, so das zumindest bei den großen Hunden gilt: Wer zuerst kommt, der malt zuerst! (Überhaupt, die Hunde: Als einzige Tiere existieren diese nicht nur als Counter oder auf dem Würfel, sondern als vollplastische Figuren, die vollkommen knuffig geworden sind)

 

Das war es schon, mehr Regeln gibt es nicht, und das reicht aus, um so richtig Spaß zu haben. Super Farmer ist super schnell erklärt, super schnell gespielt und macht einfach super viel Spaß. Die wilden Tauschaktionen, die Schadenfreude und das sich selber ärgern in Kombination sorgen für wohlfeile Kurzweil, wie es sie eigentlich viel zu selten gibt.

Wenn man jetzt noch den Straßenpreis sich ansieht (der wird deutlich unter 20€ liegen), gibt es keinen Grund, sich dieses Spiel nicht ins Regal zu stellen.

 

Ich bin ja ein großer King Of Tokyo Fan und auch wenn Super Farmer ganz anders ist, so spricht es die selbe Zielgruppe an: Leute, die Spaß an schnellen, kleinen Spielen haben, die man entweder als Absacker oder „Warte-Spielchen“, wenn noch nicht alle da sind, auf den Tisch packt. Auf Grund der einfachen Regeln auch für eine Partie mt den lieben Kleinen geeignet. Einzig das Fehlen sämtlicher Interaktion (Außer dem Auskübeln endloser Schadenfreude) mag als negativer Punkt genannt sein. Das ist aber jammern auf hohem Niveau!

 

Warnung: Bloß nicht vom Klappentext abschrecken lassen, der einem suggeriert, dass man es hier mit einem Lernspiel zu tun hat, geeignet dafür, unsere lieben Kleinen zu Elite-Wirtschaftsbossen zu erziehen. Natürlich werden hier Kopfrechnen etc.pp. geschult, aber der Spielspaß steht hier schon SEHR eindeutig im Vordergrund…