Review: Vegas (Alea)

Einer der klangvollsten Namen in der deutschen Spielelandschaft hat mit Sicherheit das Ravensburger-Imprint ALEA.  Erschienen doch unter jenem Banner spielerische Schwergewichte wie Die Fürsten von Florenz, Puerto Rico oder Die Burgen von Burgund. So schuf sich ALEA in den letzten Jahren einen Ruf als Spieleschmiede, die durchaus komplexe Themen, verbunden mit stimmiger Thematik bot und so vorzugsweise den Vielspieler ansprach. Also jemanden, der sich auch gerne vor dem Spiel in die Regeln vertieft, ja nahezu vergräbt, um dann im Spiel möglichst optimierte Aktionen starten zu können.

Nun stehen dieses Jahr zwei ALEA-Neuheiten auf dem Programm und ich konnte eine davon, VEGAS, bereits auf der Nürnberger Spielwarenmesse antesten. Der erste Eindruck war durchaus positiv, aber zu kurz, um schon als Rohmasse für ein Review herhalten zu können. Aber nun ist es im Handel erhältlich, wurde gleich verhaftet und nochmal testgespielt.

Kann sich der gute Ersteindruck bestätigen? – Wir werden sehen…

VEGAS ist, soviel schon mal vorab, kein Spiel, das neue Komplexitätsrekorde aufstellt, eher im Gegenteil. Auf der hauseignen Komplexitätsskala wird es mit einer 1 bewertet. Ich denke, wenn die Skala tiefer als 1 gehen würde, hätte man das entsprechend angepasst. VEGAS ist also einfach, so vom Prinzip her.

Die Box der ALEA-Neuheit VEGAS

Worum geht es überhaupt? Na, um Geld und ums zocken!

VEGAS ist ein einfaches Würfelspiel für 2-5 Personen. Jeder Spieler hat 8 Würfel einer Farbe und darf mit diesen, welch eine Überraschung, würfeln.

Es gibt sechs Casinos, je ein mit den Ziffern von 1 bis 6. Diese werden nebeneinander hingelegt, dann bekommt jedes Casino noch Geld zugeteilt. solange, bis ein Casino mindestens 50.000$ hat.

Die Scheine haben einen Wert zwischen 10.000 und 90.000$ und werden blind zugeteilt. Und zwar

Nach jedem Wurf (die abwechselnd stattfinden) muss man sich für eine der gewürfelten Zahlen entscheiden und ALLE Würfel, die die gleiche Augenzahl haben, auf das korrespondierende Casinofeld ablegen. Jede Runde MUSS man sich für genaue EINE gewürfelte Augenzahl entscheiden.  Dabei ist es unerheblich, ob man sich schon mal für diese Zahl entschieden hat oder nicht.

Das geht so lange, bis alle Würfel verteilt sind. Das bedeutet auch, das am Ende der Runde eventuell nur noch einer am würfeln ist, weil alle Mitspieler ihre Würfel schon lange verteilt haben.

 

Dann wird abgerechnet: Wer die meisten Würfel auf einem Feld hat, der bekommt den höchsten Geldschein. Der Zweitplazierte den zweithöchsten und so weiter. Interessant wird es bei einem Gleichstand: Wenn es gleichviele Würfel verschiedener Farben auf einem Feld gibt, dann heben diese sich auf und werden entfernt. Beispiel: Auf dem Dreier-Feld liegen 2 weiße, 2 blaue und 1 roter Würfel. Da Blau und Weiß gleich oft vorhanden sind, werden diese entfernt,  Rot ist der lachende Dritte und sackt den höchsten Schein ein. Überzählige Scheine werden übrigens abgelegt.

 

Das Spiel geht vier Runden, wobei der Startspieler jede Runde wechselt. Das ist auch gut so, denn hier ist der Startspieler eindeutig im Nachteil, da er vorlegen muss.  Nach den 4 Runden wird abgerechnet und der Sieger steht halt fest!

 

Klingt einfach? Ist es auch! Natürlich steckt der Teufel im Detail: Hier wird durchaus taktiert, abgewogen und gegrübelt. Zwar mit geringer Komplexität, dafür aber oftmals mit umso mehr Herzblut. Immer diese Gewissensbisse: Sichere ich mir den 40.000$ Schein oder sorge ich lieber für ein Patt auf einem anderen Feld, damit mein Mitspieler eben NICHT den 60.000 Schein einstecken kann…

 

Daraus ergibt sich, das VEGAS umso mehr Spaß macht, je mehr Mitspieler dabei sind. Aber auch hier fallen mir zwei Worte ein: Teufel und Detail…hatten wir ja hier bereits…

 

Bei 2-4 Mitspieler gibt es nämlich noch eine Variante: Bei weniger als 5 Spielern bekommt jeder Spieler noch 2-4 Würfel einer nicht-beteiligten Farbe in seinen Würfelpool. Diese werden normal mit geworfen und werden auch nach den normalen Regeln abgelegt. Bei der Abrechnung dann gelten diese Würfel, als wären sie von einem eignen Spieler gewürfelt worden und das durch sie gewonnene Geld geht aus dem Spiel.

Das eröffnet ungeahnte taktische Möglichkeiten. Man kann diese Steine als Stolpersteine nutzen und um den Stolpersteinen der Gegner auszuweichen, respektive diese zu egalisieren. Da fängt das fiese Taktieren an.

 

Hier bekommt das Spiel einen vollkommen neuen Drive, das ist eine Variante, die man auf jeden Fall berücksichtigen sollte.  Eigentlich finde ich es sogar ärgerlich, dass man nicht grundsätzlich einen weiteren Satz Würfel beigelegt hat, um so auch beim 5-Personen Spiel mit dieser Variante auftrumpfen zu können. Aber es spricht natürlich auch rein gar nichts dagegen, sich einfach einen weiteren Satz Würfel selber zu besorgen und das Spiel so aufzupeppen.

 

Nun gut, vermutlich hätten die zusätzlichen Würfel das Spiel auf die nächste Preisstufe gehoben, von daher sei es verziehen, außerdem haben die meisten Zocker eh einen riesigen Würfelpool zuhause, bei dem man sich bedienen kann.

 

Als Fazit bleibt festzuhalten, das VEGAS trotz oder gerade wegen seiner mangelnden Komplexität zu überzeugen weiß. Natürlich muss man sich klar machen, dass das ALEA-Imprint hier schon nahezu fehl am Platze ist. Das macht das Spiel aber nicht schlecht, es werden halt nur eventuell falsche Erwartungen geschürt.

 

Nichts abendfüllendes, aber was Schnelles, so für Zwischendurch.