Gerade frisch im Kino und wenn schon mal in dem Kuhkaff…äh, dem malerischen Städtchen, in dem ich unter der Woche residiere, eine Vorpremiere statt findet, dann guckt man sich die auch an.
Hmmm, Brad Pitt ist, das muss man unumwunden zugeben, ein guter Schauspieler, den ich auch wirklich gerne sehe. Zombies gehen eigentlich auch immer und Action, da sterb ich doch für. Die Zeichen standen also gut für einen gemütlichen Kinoabend, dessen einziger Manko die 3D-Brillen waren, die man währenddessen tragen muss, denn natürlich wird auch World War Z mit dieser seuchenartigen Marketingmaßnahme „ausgeliefert“
OK, es scheint eine Menge 3D Szenen im Film zu geben, schon der Vorspann ist auf diese Technik hin „optimiert“ worden, hat schon mal was.
Brad Pitt spielt Gerry, einen ehemaligen UN-Ermittler, der sich zurückgezogen hat, weil sein Job ihn zu sehr verändert hat. Seiner Frau und seinen beiden Kindern gefällt sein neues Leben als Hausman, auch wenn sie ihn ein wenig damit aufziehen. Auf einer Autofahrt kommt es dann zu einer Katastrophe und alles geht in Panik unter. Menschenähnliche Wesen greifen an und wer von ihnen gebissen wird, verwandelt sich in einen der ihren. Hie wird klar: Gerry weiß mehr, als der durchschnittliche Mensch, denn als er auf der Flucht das Blut eines dieser „Wesen“ in den Mund bekommt, setzt er sich von seiner Familie kurz ab, um zu überprüfen, ob er sich infiziert hat. Ein Anruf bei seinem einstigen Chef sorgt dafür, das er und seine Familie dann auf einen Flugzeugträger aufgeflogen wird, natürlich nicht ohne die genretypischen Komplikationen, die eine solche „Flucht“ mit sich bringt. Ziemlich schnell wird klar, das Gerry weniger Ermittler, sondern mehr so die UN-Ausgabe von James Bond ist. Er bekommt den Spezialauftrag, den Patient Null zu finden, in der Hoffnung, dass man über eben jenen ein „Heilmittel“ entwickeln kann. Dazu soll Gerry einen recht jungen, aber hoch intelligenten Wissenschaftler begleiten. So weit kann es mit dessen Intelligenz nicht gewesen sein, schon bei der wortwörtlich ersten Gelegenheit erschießt er sich, wenig heldenhaft, selbst und somit steht Gerry allein vor seinen Problemen.
Genug zur Handlung, die könnt ihr euch selber ansehen, lohnt sich nämlich, soviel sei schon mal gesagt!
Die Zombies, die es hier gibt, gehören zu schnellen Sorte, vermutlich die schnellsten (und sprungfreudigsten) Zombies, die man je genießen konnte. Meine Fresse, was für Springfrösche! Gewöhnungsbedürftig, haben nun mal so gar nichts mit der bedrohlichen Masse zu tun, die Romero einst so faszinierend in Szene gesetzt hat. Aber, wenn man sich damit arrangiert, dennoch eine sehr schöne Interpretation des Themas.
Brad Pitt sagt über World War Z, das er mal einen Film drehen wollte, den sich seine Kinder ansehen können. Die sind irgendwas um die 12 Jahre alt…und dann einen Zombiefilm?
In der Tat, das kann in Ordnung gehen, denn World War Z ist klinisch sauber, sozusagen antiseptisch. Es gibt kein wildes Geschlachte, wenn Gerry z.B. den Schädel eines Zombies mit einer Brechstange ausdauernd und voller Wut bearbeitet, dann findet das außerhalb des Blickwinkels statt, dem Zuschauer wird den ganzen Film kein Anlass gegeben, sich in irgendeiner Art & Weise zu ekeln.
Was auffällt, ist die Präambel der Geschichte: Während eine Serie wie „The Walking Dead“ auch noch in der dritten Staffel nicht von Zombies, sondern von „Beißern“ redet, man also die Existenz jener Wesen als nicht bekannt deklariert, ist bei World War Z das Z-Wort sogar in einem offiziellen Bericht vorhanden, in dieser Interpretation unserer Welt ist der Zombiemythos also Bestandteil der urbanen Kultur.
Schön auch der antizyklische Aufbau der Spannungskurve in diesem Film. Es gibt eigentlich kaum ruhige Momente im Film, immer nur auf die Fresse, Action, teilweise eine etwas zu stressige Kameraführung, aber immer noch im Bereich des erträglichen. Ausgerechnet das Ende, die Auflösung ist dann vollkommen unaufgeregt, ruhig, fast schon philosophisch entspannt.
Gorehounds haben von diesem Film absolut NICHTS, das Ding würde ich, trotz einer FSK 16 Freigabe, durchaus auch 12-14 jährigen zumuten (was natürlich hochgradig verboten wäre), einfach, weil es keine brutalen Bilder zu sehen gibt. Actionmäßig hingegen bekommt man eine Menge geboten, aber alles immer schön sauber. Die 3D Effekte sind oft vorhanden, dienen aber der Effekthascherei und sind nicht unbedingt notwendig. Dennoch einer der Filme, wo die Brille auf der Nase durchaus Sinn macht.
Max Brooks, der Ideengeber des Films, ist ja vielen als Autor des Zombie Survival Guide bekannt und so verwundert es nicht, das sein Fachwissen auch im Film zum tragen kommt. Gerry reagiert nicht panisch, sondern immer wohl überlegt und auch logisch.
Ja, ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die BluRay des Filmes wird definitiv verhaftet, die kommt in die Sammlung!
Ach ja, Moritz Bleibtreu hat auch eine kleine Rolle, vermutlich, um die Unterstützung der deutschen Filmförderung zu legitimieren (Keine Ahnung, ob die da wirklich ihre Finger drin hat, der Verdacht jedoch liegt nahe)
P.S. Gerade lese ich, das einige Filmkritiker dem Film Rassismus und andere doofe Sachen unterstellen: Mal ehrlich, ihr habt doch den Schuss nicht gehört, oder?
Brooks hat nicht nur den Survival Guide geschrieben, sondern eben auch die Buchversion von World War Z (sehr lesenswert), mot der der Film aber wohl nur sehr entfernt zu tun hat.
Deshalb tituliere ich ihn ja auch als Ideengeber des Films, eben weil der Film (in seiner ursprünglich geplanten Form) ja auf seinem Buch „World War Z“ basiert. Denn wirklich viel übergeblieben ist ja nicht davon, dafür hat man uns im Gegenzug aber Gerry gegeben…
Im Intro des Films wird ja auch explizit darauf hingewiesen: „Based on …“
Die Referenzen zur Buchvorlage sind kaum vorhanden. Die wohl deutlichste und stärkste dürfte Jurgen Warbrunn aus Israel/ Jerusalem sein. Es ist zwar schon etwas her, dass ich das Buch gelesen bzw. das Audiobook gehört habe; aber ich hatte schon diverse Wiedererkennungsmomente in den Dialogen zwischen Pitt und Warbrunn, als ich den Film sah.
Eine weitere, ziemlich versteckte Referenz ist die Geschichte über den ersten Arzt, der den vermeintlichen Patienten Null untersucht hatte und dann aber – anders als im Buch – eben seinem Schicksal erlag.
In der filmischen Darstellung Israels/ Jerusalems wird auch die Bereitschaft der Israelis gezeigt, Muslimen und/ oder Palästinensern eine Zuflucht zu bieten, was im Buch sehr deutlich tehmatisiert wurde; sogar die Sicherheitsschleusen für den Eintritt der Flüchtlinge im Film war nah an dem, wie ich es mir nach den Darstellungen im Buch vorgestellt habe.
Eine irgendwie witzige Homage auf das Buch ist auch die Zombie-Braut im Flugzeugsessel, die nach Frischfleisch verlangt, aber durch den Sicherheitsgurt festgehalten wird. Das spielt auf die Zombies an, die in irgendwelchen Autos festsitzen und acht- bzw. arglose Passanten dann durch das Fenster zu packen versuchen, ihnen aber eben auch wegen des Sicherheitsgurtes nicht nachstellen können.
Also: Referenzen sind da, aber nicht immer auf den ersten Blick vorhanden. Ich werde mir das Buch auch noch mal durchlesen, um mögliche weitere Referenzen zu finden.
Die Unterschiede aber zwischen Buch und Film sind gewaltig. Man kann ohne Weiteres und vor allem ohne schlechtes Gewissen behaupten bzw. feststellen, dass WWZ der Film eine eigenständige und im Wesentlichen auch unabhängige Zombie-Apokalypse abbildet, als es im gleichnamigen Buch der Fall ist. Das fängt bei der Darstellungen und den Eigenschaften der Zombies an, setzt sich in der Betrachtungs- und Erzählsweise der Geschichte fort und findet seinen vermutlich deutlichsten Unterschied in „der Lösung“ im Kampf gegen die Zombies.
WWZ als Film ist auf seine Weise sehenswert. Wer aber hofft oder erwartet, eine Buch-Umsetzung zu erhalten, der oder die wird massiv enttäuscht werden; das ist vermutlich das größte Risiko, dass dieser Film in sich birgt. Wer aber ohne Kenntnis des Buches den Film sieht, der oder die wird eine auf seine eigene Art auch andersartige Zombie- bzw. Katastrophenfilmvariante einer Zombiegeschichte erleben; dabei dürfen die Erwartungshaltungen auch durchaus hoch ausfallen, ohne den Film deshalb zu verreißen. Wie ich andernorts schrieb: Aufgrund der Mängel, die für mich relevant sind, würde ich dem Film eine 3+ im klassischen Schulnotensystem oder eine schwache 7 auf einer Skala von 1 (mies) bis 10 (top) geben.