Tequila & Wife conquer Cornwall: Pt. I – Anreise

Es is so weit, die beste Ehefrau von allen hat (mal wieder) Urlaub gebucht und hat (mal wieder) alles richtig gemacht. So im Nachhinein … Im Vorfeld find ich den Plan, morgens um 6:00 loszufahren eher so semi und trotz aller meiner Versuche, das Unausweichliche hinauszuzögern, waren wir tatsächlich um 6:08 am 18.09.2014 unterwegs in Richtung Cornwall, allerdings mit einigen Zwischenstationen.
Die erste Zwischenstation sollte Dünkirchen sein, jene Ortschaft, die in beiden Weltkriegen heftig umkämpft war und nun als eines der Einfallstore in das Vereinigte Britische Königreich dient. Ich habe zwar angestrengt gesucht, habe aber keinen jener sagenumwobener Panzer mit Rückwärtsgang gefunden, jene Spezialität des französischen Militärs. Sei es drum, das Hafengebiet von Dünnkirchen jedenfalls entschädigte für alles. Das herzliche Willkommen der Franzosen, das moderne, freundlich strahlende Hafengebäude und vor allem die den Geist des freien Europas atmenden Einfriedungen wirken einfach herzallerliebst.

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Das grenzenlose Europa 2014 – nach Art der Franzosen

Hier stellte ich mir zum ersten Mal die Frage, ob man wirklich weiter reisen muss, ja, überhaupt weiter reisen will.

Die beste Ehefrau von allen, vollkommen entspannt ...
Die beste Ehefrau von allen, vollkommen entspannt …

Allein die total freundlichen englischen Zollbeamten, die einen super nett drum baten, den Kofferraum zu öffnen, waren ein erstes Highlight.
Auch die Fähre selber: Ich sage euch, ein Traum. Allein die Abteilung mit den Videospielautomaten. Das Neuste vom Neuen in der Unterhaltungselektronik: Ich konnte sogar einen Pac-Man Automaten entdecken, lediglich der Mangel an Kleingeld in meinem Portemonnaie hinderte mich daran, für den Spottpreis von nur einem Pfund eine Partie zu wagen. Im Duty-Free gab es dann, wie zu erwarten, keinen Tequila, aber eine Flasche Glenmorangie wird auch ihren Zweck erfüllen.
Der Raucherbereich war dann, wie zu erwarten, auf dem freien Deck, allerdings nicht in der Nähe der Reling, sondern nur direkt neben der Schiffswand. Wer rauchen will, muss halt Kompromisse eingehen. Interessant fand ich vor allem das folgende Konstrukt, das vom Raucherbereich nur durch die hier sichtbare Kette getrennt wurde. Schön, wenn Sicherheitsmaßnahmen so nachvollziehbar und auch konsequent durchgezogen werden.

Irgendwie sind hier Gasanschlüsse und daher Raucher, Feuer und offenes Licht verboten. Nur, das die Kette die Grenze zum Raucherbereich darstellt ... na Mahlzeit
Irgendwie sind hier Gasanschlüsse und daher Raucher, Feuer und offenes Licht verboten. Nur, das die Kette die Grenze zum Raucherbereich darstellt … na Mahlzeit

Aber schon bald war Dover in Sicht und ich muss sagen: Die Kreidefelsen sind jedes Mal aufs Neue beeindruckend. Weniger beeindruckend, mehr so spannend allerdings ist die Tatsache, dass in England, warum auch immer, Linksverkehr herrscht, eine Tatsache, die mir in den nächsten Tagen noch das eine oder andere Mal Kopfzerbrechen bereiten sollte.
Ey, mal ganz ehrlich, das ist echt kein Spaß. Man gewöhnt sich ja an Alles, aber an manches will man sich gar nicht gewöhnen. Egal, da die beste Ehefrau von Allen natürlich wusste, dass dies eine Herausforderung für mich sein würde, endete unser erster Teiltrip bereits in Canterbury, ca. 30km von Dover entfernt.

Der Eingang zu Dover Castle, Fremder, der Du hier eintrittst, lass alle Hoffnung fahren...
Der Eingang zu Dover Castle, Fremder, der Du hier eintrittst, lass alle Hoffnung fahren…

Aber vorher ging es noch zu Dover Castle, wenn man denn schon mal da ist. Dover Castle ist durchaus beeindruckend, schon die Römer erbauten dort einen, noch immer erhaltenen Leuchtturm, William, der Eroberer baute die Burg aus und das Dingen wuchs im Lauf der Jahrhunderte zu einer beeindruckenden Größe. Auch während der napoleonischen Kriege wurde Dover Castle genutzt und im Zweiten Weltkrieg wurde von hier aus die Evakuierung der eingekesselten britischen und französischen Soldaten in Dünkirchen koordiniert.

Irgendwie ein Zeitparadoxon, aber bei der Geschichte von Dover Castle durchaus passend: Ein Doppeldecker innerhalb von Burgmauern
Irgendwie ein Zeitparadoxon, aber bei der Geschichte von Dover Castle durchaus passend: Ein Doppeldecker innerhalb von Burgmauern

Das macht Dover Castle zu einem wahren Panoptikum der Geschichte, über 900 Jahre sind innerhalb dieser Gemäuer vereint und da die Burg im englischen Bürgerkrieg durch eine List eingenommen wurde, ist sie auch noch sehr gut erhalten, im Gegensatz vieler anderer Befestigungsanlagen, die zu der Zeit sturmreif geschossen werden mussten.
Für jeden, der sich auch nur ein wenig für Geschichte interessiert, definitiv ein Besuch wert.

Der Union Jack weht über Dover Castle ... Zu dem Zeitpunkt war nochnicht klar, ob der schottische Anteil an der Flagge nicht bald würde entfernt werden müssen!
Der Union Jack weht über Dover Castle … Zu dem Zeitpunkt war nochnicht klar, ob der schottische Anteil an der Flagge nicht bald würde entfernt werden müssen!

Apropo: Oft hört man, das die ganzen Museen etc.pp. in England sehr viel eintritt kosten. Das kann man aber „umgehen“, in dem man sich einen British Heritage Pass gönnt. Wir haben für 16 Tage und zwei Personen knapp über 60€ bezahlt. Dafür haben wir in über 400 Attraktionen in England freien Eintritt und oftmals auch freies Parken. Ich werde hier noch öfters darauf hinweisen, einfach um auch selber eine Kontrolle zu haben, ob und wie sich der Pass gerechnet hat. Dover Castle hätte für zwei erwachsene Personen jedenfalls schon mal 21 Pfund Eintritt gekostet. Am ersten Tag hatten wir also schon fast die Hälfte des Passes raus-„besucht“ … Scheint sich also zu lohnen.

Sehr geil auch die Art, wie englsiche Museen gedacht sind: Im Thronsaal im Bergfried wurde ich aufgefordert, ruhig mal Platz zu nehmen und sich fotografieren zu lassen: Klar, das King Ralph, der Erste sich da nicht lange bitten lies. In deutschen Museen bekommen die Haremswächter ja schon Plaque, wenn man einen Rucksack mit in die heiligen hallen nimmt!

Ihre Majestät bittet zur Audienz
Ihre Majestät bittet zur Audienz

Dann ging es endlich auf nach Canterbury, in ein kleines bezauberndes Bed&Breakfast. War die Fahrt von der Fähre nach Dover Castle schon spannend, wurde es nun nicht gerade einfacher. Linksverkehr … brrrr … Wenn ich Abenteuerurlaub will, dann buche ich Kanada oder Amazonasbecken!

Allein für diesen Ausblick über Dover hat es sich schon gelohnt!
Allein für diesen Ausblick über Dover hat es sich schon gelohnt!

Aber, ich bin ja lernfähig und so kamen wir halbwegs sicher in Canterbury an, jener Ortschaft mit der Kathedrale, in der jeweils der mächtigste Bischoff der anglikanischen Kirche residiert. Da wir Beide eh ein Faible für Kirchen haben, war es klar, dass wir auch diese würden besichtigen, allerdings erst am nächsten Morgen, für den heutigen Abend beließen wir es mit dem Besuch eines kleinen Pubs in einer Seitenstraße und dem Gewinn der Erkenntnis, das englische Biere eher wenig bis gar keine Kohlensäure enthalten und somit eher Pfui-bäh sind. Wer immer sowas als Brauereikunst bezeichnet, der wird fortan als Bierexperte von mir nicht mehr ernst genommen.
Ein kleiner Wermutstropfen für meine Frau war dann noch, als ich ihr eröffnete, dass das von ihr hier vermutete Gespenst von Canterbury schon vor Jahrhunderten nach Canterville umgezogen sein muss.
Zum Trost wanderten wir im Dunklen einmal rund um die Kathedrale, was auch schon mächtig beeindruckend war und fielen dann, noch vor 21:00, müde und erschöpft, aber doch glücklich, ins Bett.
Weiter soll es dann am nächsten Tag gehen, schalten auch sie wieder ein, wenn es heißt: Die schrillen 2 wieder auf Achse …