Love Letter ist, das möchte ich jetzt schon konstatieren, ein Spiel, das trotz oder gerade wegen seines sehr geringen Umfangs (Das Spielmaterial betreffend) zu überzeugen weiß. Gerade mal 16 Spielkarten und eine Hand voller Holzherzen ist notwendig, um in einer Gruppe mit 2-4 Spielern für gute Unterhaltung zu sorgen. Wobei man ganz klar sagen muss, das der deutschen Version zwar das schöne Samtsäckchen der US-Ausgabe abgeht, das Spielmaterial dafür aber um längen hochwertiger ist. Schöne, übergroße und extradicke Spielkarten und die bereits erwähnten Holzherzen sind halt schon überzeugend.
Worum geht es denn nun? Ziel des Spiels ist es, der Prinzessin möglichst viele Liebesbriefe zuzustecken dazu werden mehrere Runden gespielt, in jeder Runde wird ein Liebesbrief zugesteckt (also ein Holzherz gewonnen)
Dieses gewinnt derjenige, der am Ende einer Runde die wichtigste Persönlichkeit auf der Hand hat oder überhaut der letzte aktive Spieler der Runde ist.
16 Karten gibt es, mit 8 verschiedenen Charakteren drauf, von denen einige 2x oder noch öfter vorhanden sind. Jeder Figur ist auch ein Wert zwischen 1 und 8 zugeordnet. Ferner, bzw. vor allem hat aber jede Figur noch eine Eigenschaft, die im Regelfall dann zum tragen kommt, wenn man die entsprechende Karte ausspielt. Fast jede Eigenschaft zielt darauf ab, einen seiner Mitspieler zu einem Kartenwechsel oder gar seinem direkten Ausscheiden zu zwingen. So kann man z.B. die Wächterin ausspielen (die gar 5 mal im Spiel enthalten ist) und versuchen, die Handkarte des Mitspielers zu erraten. Ist man erfolgreich, scheidet der Mitspieler aus.
Überhaupt, das ausspielen der Karten: Am Anfang bekommt jeder eine Karte und eine weitere Karte wird verdeckt zur Seite gelegt. Wer an der Reihe ist, zieht eine zweite Karte und muss sich dann für eine seiner Handkarten entscheiden, die er ausspielt. Thats all, mehr gibt es nicht, nada, nix, nietschewo! Das ist doch mal überschaubar, oder?
Dabei sind nicht alle Karteneigenschaften auch ein Benefit für den Ausspielenden. Wer z.B. die Prinzessin ausspielt, hat sofort verloren. Da diese auch die höchste Karte im Spiel ist, will man sie ja auch nicht loswerden, aber manchmal zwingen einen die Umstände halt zu etwas, was man einfach nicht will. Ein weiteres Beispiel für eine ungeliebte Aktion ist die Gräfin, die zweithöchste Figur im Spiel, die man ablegen MUSS, wenn man zusätzlich zu ihr noch König oder Prinz auf der Hand hat. Was dann den Rückschluss zulässt, das man eben eine der beiden Karten noch hat (oder man gerade einen guten Bluff versucht).
Die ganze Zeit ist man am überlegen, obwohl man genau weiß, das gleich wieder alles ganz anders sein kann. Love Letter zieht seinen Reiz aus seiner Rasanz, das Spiel ist schnell und in wenigen Minuten ist eine Runde durch und die Nächste kann beginnen. Dank der Tatsache, dass auch der größte Nichtspieler Love Letter innerhalb von 2 Minuten lernen kann, kann es jederzeit auf den Tisch kommen, egal wer da alles drum herum sitzt.
Anspruchsvoll ist komplett anders, gar keine Frage, ich geh sogar so weit zu sagen, das Love Letter von seiner Komplexität her ein absolutes Low Level Produkt ist. Was aber unterm Strich nichts daran ändert, das es Autor Seiji Kanai geschafft hat, aus einem Minimum an Spielmaterial ein Maximum an Spielspaß rauszuholen. Love Letter versteht es nämlich ausgezeichnet, die Tatsache, das man die meiste Zeit gespielt wird, anstatt selber zu spielen, zu verschleiern und den Leuten am Tisch das Gefühl zu geben, Herr der Lage zu sein.
Chapeau AEG&Pegasus, ihr habt mit Love Letter ein Spiel abgeliefert, das völlig verdient auf der Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres 2014 gelandet war.
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