Ich muss gestehen, ich bin schwach geworden. Drei lange Jahre habe ich es geschafft, mich von den Zombicide Kickstartern fernzuhalten. Beim ersten Mal, weil ich die notwendige Summe, allein um das Kickstarterexklusive Material zu bekommen, echt abartig hoch fand. Die folgenden Seasons habe ich dann ausgelassen, weil ich schon die Erste nicht komplett hatte. Da rebelliert das Sammlerherz, halben Arsch auf Eimer mach ich net. Stattdessen habe ich brav die deutschen Versionen geschossen, schön auch mal den deutschen Markt unterstützen, gehört sich ja so. Und dann kam Zombicide: Black Plague. Na danke, ein Reboot der Serie mit Mittelalter/Fantasythematik. Kennt ihr das?
Also Kohle zusammen gekratzt und alles gepledged, was nicht auch später zu bekommen sein wird. Ich mein: Zombies, Fantasy, Army of Darkness, oder was? Noch besser kann man mich kaum triggern!
Dann begann, Kickstartertypisch, das große Warten und eigentlich war mir klar, dass der angekündigte Liefertermin nicht eingehalten wird, einfach, weil es eben so ist.
Umso größer die Überraschung, als Guillotine Games angekündigt hat, das jeder Backer, der mindestens ein Grundspiel gepledged hat, noch vor Weihnachten genau ein Grundspiel auch erhalten soll. Quasi als Weihnachtsüberraschung und genau richtig für die Zeit, in der man einfach auch mal mehr Zeit für Alles, unter anderem eben auch zocken, hat.
So saß ich auf heißen Kohlen, als es hieß, das der Versand von Black Plague auch an die deutschen Backer bereits angelaufen ist und man in Kürze seine Trackingnummer erhalten würde. Nervös wurde ich, als quasi alle meine Bekannten ihre Trackingnummer schon hatten, teilweise sogar schon ihr eigenes Black Plague Exemplar, nur bei mir tat sich nichts.
Doch, auf einmal war das Paket da, natürlich ohne Tracking-ID, aber: Who cares? (Na gut, ich habe tagelang gecared, aber als ich mein Black Plague in meinen Händen hielt, waren die Sorgen wie weggeblasen).
Jedenfalls, sehr coole Aktion von Guillotine Games, Black Plague unterm Weihnachtsbaum macht mein Lieblingsweihnachtsmotto (Fest der Liebe, Zeit für Hiebe) jedenfalls alle Ehre.
Der Inhalt der Box jedenfalls weiß von Anfang an zu begeistern, verglichen mit den Miniaturen der ersten Zombicidespiele (oder der Genrekonkurrenz wie Zombies, Zombie 15 oder Zpokalypse) bekommt man mit Black Plague echte Highlights geliefert. Im Brettspielbereich sind wir hier definitiv im oberen Bereich gelandet, vor allem, was die Charaktere bei Black Plague angeht.
Ganz starke Leistung, Guillotine, aufrichtiger Respekt!
Dafür, dass es erst mal „nur“ das Grundspiel von Black Plague gibt, ist da schon ganz schön viel Inhalt drin. 6 Survivor und 65 Zombiekreaturen unterschiedlichster Ausprägung sind enthalten. Bei den Zombies fällt auf, das es hier nebenWalker, Runner, Fatties und einer Abomination noch den Nekromanten. Also etwas mehr Auswahl, als es sie damals beim Urvater aller Zombicides gab. Naja, ok, eine Auswahl mehr, aber der Nekromant bringt in der Tat etwas Neues mit. Doch dazu später mehr.
Jedoch, und das ist schade, können die Survivors (noch) nicht zu Zombies werden, wie es in den späteren Zombicide Spielen möglich war. Wenn tot, dann tot.
Regeltechnisch hat sich eher wenig geändert, wer also in den Originalregeln bewandert ist, wird sich auch bei Black Plague zurecht finden. Wobei der Nekromant eine echte Neuerung darstellt: Dieser erschafft bei seinem Auftauchen eine neue Zombiespawnzone, da kann es dann schon mal echt eng werden auf dem Spielfeld.
Die zweite, wichtige, Neuerung bei Black Plague sind die Doublespawn Karten: Kommt diese, wird am Spawnpunkt nichts Neues gespawnt, aber der nächste Spawnpunkt wird direkt mit 2 Karten bedacht. AUTSCHN! Kommt der Doublespawn beim letzten Spawnpunkt, dann springt man wieder zum ersten Punkt.
Beide Kartentypen sorgen für ein wesentlich „härteres“ Spielgefühl, weil halt einfach viel mehr Zombies auf Spielfeld kommen (können).
Ansonsten ist die Waffenauswahl natürlich an das Sujet des Spiels angepasst. Bei Black Plague sind (gefühlt?) weit mehr Nahkampfwaffen als bei Zombicide enthalten, Fernkampfwaffen beschränken sich auf diverse Bögen und Armbrüste. Aber es gibt nun auch noch Zaubersprüche, welche aber allen Survivorn zur Verfügung stehen. Das empfinde ich als Suboptimal, ein Zwerg ist eigentlich jemand, der eher selten Feuerbälle schmeißend durch die Gegend rennt.
Allerdings gibt es noch ein Highlight als Black Plague Neuheit, welche ich euch keinesfalls vorenthalten möchte. Erstmals gibt es in einem Zombicidespiel eine Art Spieltablett. In diese Plastik-„Schale“ lege ich meine Charakterkarte ein, kann Waffen anlegen, meine Erfahrung festhalten und meinen Rucksack packen. Unfassbar, wie viel mehr der Spieltisch dadurch wird und wie viel mehr an Spielspaß man durch so eine kleine Erweiterung man bekommt.
Glücklicherweise hat sich bei mir eine Spielgruppe kurz vor dem Jahreswechsel noch verabredet, um eine Partie Back Plague auszuprobieren und ich konnte mir einen der begehrten Plätze ergattern. Eorl, der das Spiel ebenfalls gepledged hatte, schaffte es sogar vorher alle Miniaturen des Spiels auf einem für Brettspielminiaturen sehr hohen Niveau zu bepinseln, was dem Spielspaß natürlich sehr förderlich ist.
Wir waren zu sechst, diese Spielerzahl wird auch als ideal in der Anleitung propagiert, die Missionen sind auch alle auf sechs Man ausgelegt. Eine Skalierung für weniger Survivor gibt es nicht, die Regeln sagen schlichtweg, dass dann jeder Spieler entsprechend mehr Survivor nehmen soll. Mit Erweiterungen werden auch mehr als 6 Survivor möglich sein, in dem Fall skaliert Black Plague nach oben. Allerdings habe ich das Gefühl, dass diese Skalierung das Spiel nicht verschärft, sondern irgendwie nur das Ende hinauszögert. Naja, spielt im Moment auch noch keine Rolle.
Die erste Mission von Black Plague schmeißt uns direkt mitten in die Action. Es gibt relativ verwinkelte Gebäude und die Missionsziele sind direkt knackig: Wir müssen 6 „Objectives“ aufheben, einen Necromancer und eine Abomination erledigen. Klingt erst mal nicht so komplex, die Tücke aber liegt im Detail:
Eine Abomination kann nur vernichtet werden, wenn man mit einem Schlag mindestens 3 Schaden macht, sonst kommt man gar nicht durch die Haut dieser Viecher durch. Das Problem ist aber, dass es im Grundspiel keine Waffen gibt, die mehr als zwei Schaden machen. Benzinkanister (wie in den „normalen“ Zombicidespielen) gibt es hier logischerweise auch nicht. Aber natürlich ein Pendant dazu: Das Drachenfeuer. Dieses auf eine Abomination geworfen und eine Fackel hinterher lösen das Problem sehr final. Das Zeug muss man aber auch erst mal finden. Sowohl Drachenfeuer, als auch Fackeln finden sich je 4 mal in einem sehr hohen Stapel von Ausrüstungskarten und man findet pro Suchaktion immer nur eine davon.
Ein kurzer Exkurs in die Zombicide: Black Plague Regeln
Jeder Spieler hat pro Zug drei Aktionen. Dies können sein:
1. Bewegen – Ein Feld weiter bewegen
2. Angriff – Ein Nahkampf oder Fernkampfangriff mit einer ausgerüsteten Waffe, einem ausgerüstetem Zauberspruch oder einem Enchantment
3. Durchsuchen – Einen Innenraum nach Waffen etc. pp. durchsuchen. Man kann einen Raum zwar beliebig oft durchsuchen, aber nur einmal pro Zug.
4. Geräusche machen
5. Tür öffnen (In der mittelalterlichen Welt von Black Plague benötigt man allerdings hierfür eine Waffe)
6. Ein Objective nehmen/aktivieren
7. Inventar umorganisieren, Ausrüstung wechsel
8. Nichts tun
Aber zurück zu unserer Einstiegspartie: Ich spielte den Zwergen Samson, der das Spiel direkt mit einem Kriegshammer beginnt. Der Hammer macht per se schon mal 2 Schaden und als letzten Skill kann Samson wählen, das er im Nahkampf einen Punkt Schaden mehr macht. Der Kenner staunt, der Laie wundert sich: Samson ist in der Grundspielversion von Black Plague also der Einzige, der zumindest in der Theorie eine Abomination im regulären Nahkampf beseitigen kann.
Das Spiel lief relativ flüssig, nachdem die Regeln kurz erklärt wurden, alle am Tisch hatten Erfahrung mit dem ursprünglichen Zombicide. Da keiner von uns an Schwachsinn leidet, konnten wir die Transferleistung erbringen, die Kenntnisse hinüber zu Black Plague zu transferieren.
Unklarheiten gab es bei den Siegbedingungen (Nekromanten versuchen zu fliehen. Wenn einem Nekromanten die Flucht gelingt und es mindestens 6 Zombispawnpunkte gibt, ist dies ein Auto-Loss. Wir dachten Anfangs, das der Auto-Loss schon eintrifft, wenn überhaupt ein Nekromant flieht. Dadurch haben wir uns die ersten paar Runden nicht konsequent auf die Missionsziele, sondern auf die Nekromanten konzentriert). Ansonsten war alles klar und der Spielspaß war reichlich vorhanden.
Gut, die angegeben Spieldauer von ca. 60 Minuten haben wir locker um das Dreifache überschritten, aber das ist bei einer Erstpartie mit Regeln nachschlagen, erklären u.s.w. wohl vollkommen normal.
Meine Meinung zu Black Plague
Zombicide: Black Plague ist, das kann ich wohl schon mal festhalten, absolut State oft he Art! Das Spielmaterial ist hervorragend. Es ist noch ziemlich viel Pappe enthalten (Türen, Token), dies ändert sich aber mit dem Erhalt der Kickstarter Stretchgoals.
Die Änderungen zu den herkömmlichen Zombicidespielen sind überschaubarer Natur, aber durchaus spürbar.
Das Fantasythema sagt mir wesentlich mehr zu, dies ist aber eine reine Geschmackssache. Interessant wird es, wenn die erste große Erweiterung erscheint (Wulfsburg), dort werden nämlich Werwölfe als Gegner enthalten sein. Ich bin gespannt, wie sich diese auf das Spielgefühl auswirken werden.
Zombicide: Black Plague ist und bleibt, ebenso wie seine Brüder, ein Bier&Bretzel Spiel. Dies aber mit einem gewissen taktischen Anspruch. Blindes Vorstürmen bringt hier gar nicht, die Züge wollen abgesprochen und geplant sein. Das wiederum öffnet dem Alphaspieler-Problem Tür und Tor. Aber eine Gruppe von gleichberechtigten, motivierten Spielern kann dies natürlich verhindern.
Zombicide: Black Plague – Der Versuch einer thematischen Verortung
Thematisch kann man nur sagen, das Zombies immer noch einen Höhenflug haben, der selbst ihre Popularität in den frühen 80er Jahren verblassen lässt. Begonnen hat ihr Revival mit dem Remake des Romeroklassikers Dawn of the Dead und den The Walking Dead Comics. Die Umsetzung letzterer zu einer fulminanten TV-Serie hat dann dafür gesorgt, dass Zombies nun fest im Mainstream verankert sind. In den 80er Jahren waren Zombies zwar allgegenwärtig, aber nur für die „Freaks“ von Interesse. Zu brutal, zu blutig waren die Exzesse, die vor allem die italienischen Genrebeiträge von Fulci und Konsorten zelebriert haben.
Die heutigen Adaptionen dieses Themas sind kaum weniger brutal, in ihrer Umsetzung sogar noch weit realistischer. Dennoch werden sie von der Masse inzwischen akzeptiert.
Dies spiegelt sich natürlich auch im Brettspielbereich wieder. Jahrelang waren die schlurfenden Gesellen lediglich im Spiel Zombies (dt. bei Pegasus) prominent vertreten. Zombicide hat dann eingeschlagen wie eine Bombe und ebnete den Weg für viele thematisch angelehnte Spiele. Sei es nun Zombie 15 (Das, genauer betrachtet, eine Zombicide Variation ist, bei der der Zufallsfaktor zugunsten eines Stressfaktors entfernt wurde) oder ein Highlight wie Student Bodies, das sich dem Thema auf eine andere, humorvollere Art & Weise nähert, ohne jedoch in den Bereich Slapstick abzurutschen. Das Genre hat auch (zumindest in meinen Augen) Gurken wie Zpokalyse geschaffen, aber hey, die Auswahl ist schon reichlich. Mit Zombicide: Black Plague betritt ein neuer Big Player die Arena und ich denke, die Mitbewerber werden sich warm anziehen müssen, denn Black Plague macht einfach sehr viel sehr richtig.
Eine deutsche Version erwarte ich in Bälde unter der Obhut von Asmodee, ich denke, nach Nürnberg werden wir da mehr wissen.
Na ich hoff nicht das diese bescheuerte Zombivor Variante auch bei Black Plague Einzug hält, in unserem Spielkreis gefällt die Zombivor Idee keinem. Dafür gibts jetzt ja vier Lebenspunkte und Heilzauber. Wer braucht da schon so ein aufgesetztes Lebensverlängerungskonzept?!