Tequilas Welt

Was ist, bzw. wie definiert man Black Metal? Nun, ich weiß nicht, wie andere diesen Mikrokosmos innerhalb der Metalwelt definieren, aber ich zumindest habe klare Vorstellungen davon, wie Black Metal zu sein hat.
Zuerst einmal gibt sich hier ein besonderes Problem, das der Black Metal gemeinsam mit seinem erklärten Gegenpart, dem White Metal, gemeinsam hat: Black Metal definiert sich in erster Linie über seine Aussage, seine lyrischen Themen und erst dann über die Musik. D.h. das theoretisch jede Art von Metal Black Metal sein kann, wenn man sich den gewissen, dem Black Metal zugeschriebenen Themen, widmet. Dazu kommt eine weitere Schwierigkeit, der zeitliche Kontext. Black Metal ist eine der ältesten Schubladen im Metalbereich, Bands wie Celtic Frost, Bathory oder Venom haben diese Nische früh besetzt und geprägt, selbst Running Wild galten in ihrer Anfangszeit als Black Metal Band. Musikalisch lagen zwischen diesen Bands jedoch Welten. Bezeichnend diesbezüglich auch die Aussage Joey deMaios, das man den Track „Bridge Of Death“ nur geschaffen hat, weil man der Welt zeigen wollte, das man mit Manowar auch einen Black Metal Song schaffen kann, vor allem einen, der sprachhandwerklich geschickt ist und nicht einfach nur mit Klischees und Schlagwörtern spielt.
Anfang der 90er Jahre jedoch brach in den skandinavischen Ländern eine Revolution los, die zweite Welle des Black Metal bahnte sich ihren Weg in unsere Köpfe und in die Medien. Was Bands wie Mayhem, Emperor oder (leider) auch Burzum musikalisch leisteten, war nicht von dieser Welt, wurde aber auch nur von wenigen Leuten direkt verstanden. Die Medien, vor allem die etablierten, gerade hier in Deutschland, waren vollkommen überfordert und konnten überhaupt nicht verstehen, was damals von statten ging.
Die musikalische Urgewalt war ohnegleichen, auch wenn sich so ziemlich jede Band der zweiten BM-Welle auf Celtic Frost und die ersten Scheiben des deutschen Thrashdreigestirn (Kreator, Sodom, Destruction) berief, so schuf man doch etwas Neues, das es so noch nie gegeben hatte. Rasend schnelle Riffs, Kreischgesang bis an die Schmerzgrenze, dünne Produktionen…all das kennzeichnete den neuen Black Metal.
Aber eine Sache hatten die alten und die neuen Bands gemeinsam: Das lyrische Konzept, das sich auf die beiden kleinsten, gemeinsamen Nenner „Satan“ und „antichristlich“ eindampfen lies.
Das Ganze ist nun auch bereits wieder 20 Jahre her und immer noch passieren im Bereich Black Metal spannende Geschichten, sei es bei Bands wie The Devils Blood oder Ghost, die sich musikalisch sehr weit von ihren Urvätern entfernt haben, aber halt thematisch satanisch durch und durch sind (Antikosmisch ist im Prinzip ein anderes Wort für Satanisch (imho), betont aber die eher philosophische Ausrichtung, um sich klar vom plakativen Satanismus abzugrenzen, den der durchschnittliche Bild-Zeitungsleser halt kennt), bis hin zu Bands wie Watain oder auch Darkened Nocturn Slaughtercult, die sich sowohl textlich als auch stilistisch an die Ur- und Großväter ihres Genres orientieren.
Also, was kann man also zur Stilistik des Black Metals sagen? Musikalisch recht frei gehalten, auch wenn man spätestens seit der zweiten Welle klirrende Gitarren, Kreischgesang und relative Melodielosigkeit durchaus als Maßstab nehmen kann, ist das textliche Konzept nahezu verpflichtend dem satanischem/antikosmischen Themenkomplex geschuldet. Daraus folgt, das musikalisch durchaus ähnliche Stile wie Pagan/Viking oder Warmetal per Definition (also meiner persönlichen jetzt, ob es auch eure sein kann, müsst ihr schon selber entscheiden) KEIN Black Metal sind. Das bedeut et nun nicht, das ich diese Variationen des Black Metals nicht mag, im Gegenteil, aber es ist halt kein lupenreiner Black Metal. NSBM generell ist im Übrigen nicht nur kein Black Metal, sondern einfach nur hirnkranke Scheiße.