Kevin Costner gewinnt nicht unbedingt den Preis als coolster Schauspieler und viele seiner Filme in den letzten Jahren waren mit viel Wohlwollen maximal als ambitioniert zu bezeichnen. Doch mit seiner Adaption des Robin Hood Mythos hat dieser Mann sich selber ein Denkmal geschaffen. Allein schon die Besetzung: Costner als Robin Hood, Morgan Freeman als Nazeem, Michael Wincott als Guy, Christian Slater als Will Scarlett und vor allem Alan Rickman als Sheriff von Nottingham sind Garanten für ansprechende Schauspielkunst. Da ist ein Sean Connery als König nur noch das Sahnehäubchen.
Wie fast jede Verfilmung des Stoffes fügt auch diese Inkarnation dem Mythos einige neue Nuancen hinzu. So ist Robin Hood hier ein junger Adliger, der in Jerusalem in Gefangenschaft gerät und zusammen mit dem Sarazenen Nazeem fliehen kann. Der Sheriff ist ein Anhänger schwarzer Magie, der seine persönliche Haushexe hat und Will Scarlett der Halbbruder Robins, welcher ihn später verrät. Who cares? Wäre ja langweilig, wenn man immer nur das Gleiche geboten käme. Star des Films ist eindeutig Alan Rickman, der alle anderen vollkommen an die Wand spielt. War seine Rolle als Terrorist in Stirb Langsam I schon eine Blaupause für ein wahnsinnigen Choleriker, dann wird das hier noch mehr als auf die Spitze getrieben. Gerüchten zufolge sollen einige der besten Sprüche Rickmans im Film spontan auf seinem Mist gewachsen sein, die so gar nicht im Drehbuch standen („Sagt Weihnachten ab“, „Ich wünsche kleine Stiche“, „Weil es mehr weh tut“). Ebenso ist es wohl so, das Costner, bzw. sein Umfeld, wenig begeistert war, das Rickman Costner so dermaßen an die Wand gespielt hat, was zu schlechterer Behandlung Rickmans am Set und der Entfernung einiger Sheriff-Szenen aus der ursprünglichen Kinofassung geführt hat.
Der Film war dennoch schon in seiner Kino (und ersten DVD) Fassungen ziemlich Gott (Also nicht Odin oder Zeus, aber zumindest so Merkur oder Demeter), aber der Directors Cut, der 2004 erschien, der setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Der DC bietet vor allem eins: MEHR ALAN RICKMAN. Es gibt massenweise neue Szenen, vor allem auch solche, die seine Beziehung zur Hexe beleuchten und klar machen, wieso er mit ihr zusammen arbeitet. Auch einige neue Sprüche kamen hinzu. All das natürlich ein guter Hinweis darauf, das es jene gerüchteten Schlechterbehandlungen tatsächlich gegeben hat.
Kurz und gut: Der DC ist absolute Pflicht…allerdings mit einem Wermutstropfen! Die hinzugefügten Szenen wurden damals, 1991, nicht synchronisiert, also hat man dem Film eine komplette Neusynchronisation „gegönnt“. 13 Jahre später waren aber nicht mehr alle Sprecher verfügbar oder teilweise auch extrem gealtert. (So ca. 13 Jahre halt, nech?) Dadurch fühlen sich Fans der ursprünglichen Fassung eventuell gestört. Aber dann schaut man halt im O-Ton, ist doch eh en vogue, das so zu halten…Mir taugt auch die neue Syncro, von daher: Klarer Kaufbefehl für die dt. Doppel-DVD! (Zumal da das Cover wirklich eine Augenweide ist). Übrigens ist auch die neue Robin Hood Verfilmung mit Russel Crowe zu empfehlen…ach scheiß drauf, ALLE Robin Hood Verfilmungen sind zu empfehlen!