Age Of Sigmar: Ein neues Warhammer Fantasy?

Ein Beben ging am 4.7.2015 durch die Tabletop-Welt. Games Workshop, die vermutlich wichtigste Firma, die es im Tabletop/Miniaturensektor gibt (und auch mitverantwortlich dafür, dass ich überhaupt mit dem Tabletopspielen angefangen habe), hat ihr neuestes Regelwerk vorgestellt: Warhammer: Age Of Sigmar.
Vorhergegangen sind die Endtimes-Bücher im Warhammer Fantasyuniversum, mit denen die Geschichtsschreibung der Alten Welt auf einen Kataklysmus hingeführt wurde und wirklich Alles endete.
Seit einiger Zeit werden nun die Armeebücher der 8. Edition nicht mehr verlauft und es geisterte der 4.Juli als der Age of Sigmar Tag durchs Netz. Gestern war es endlich soweit und die Tabletopwelt wurde … ja, was denn? Revolutioniert? Vor den Kopf gestoßen?
Je nach Sichtweise trifft wohl Beides zu.

Fangen wir mit den Fakten an:

Die neue Grundbox hat eine UVP von 100€, enthalten sind zwei Einsteigerarmeen (Sigmarritter, aufgrund ihrer Optik auch liebevoll „Sigmarines“ getauft und von einigen Leuten schon zu Umbauten für ihren Space Marine Orden vorgesehen und Truppen des Khorne, die man, wie es ausschaut, auch direkt bei 40K einsetzen kann), ein knapp 100-seitiges Hintergrundwerk und die Spielregeln, die sage und schreibe 4 Seiten umfassen.
Japp, 4 Seiten, die man dankenswerterweise auch kostenlos auf der GW-Homepage downloaden kann. Ebenso übrigens, wie zur Zeit 16 Erweiterungsbände, sogenannte Warscrolls. Eine der Warscrolls bringt Sonderregeln für besondere Geländestücke (z.B. einen Garden of Morr), die anderen 15 enthalten die Regeln für diverse Warhammervölker. Dabei behauptet GW, das es für jede bisher erschiene Einheit auch eine Warscroll gibt, was sich aber vermutlich auf die zuletzt erhältlichen Miniaturen bezieht, denn ich konnte weder Kislev, noch Norse oder gar Chaoszwerge entdecken, dafür aber Oger, Waldelfen und vor allem Bretonnen.
GW ermutigt sogar alle, mit ihren alten Miniaturen zu spielen, um das System einfach auszuprobieren. Auch, wenn Warhammer Fantasy, Entschuldigung, Warhammer: Age Of Sigmar Miniaturen künftig mir runden Basen ausgeliefert werden, so stellt dies kein Problem dar, denn Basen wurden einfach aus den Regeln entfernt. Naja, jedenfalls spielen sie keine Rolle mehr, die Miniatur an sich ist nun maßgeblich.
Was aber sofort auffällt: Es gibt keine Punktewerte für Miniaturen mehr. Dass ist der Grund, warum zur Zeit ein Riesenshitstorm durchs Netz wütet, das Gros der Leute wirft GW vor, das Warhammer: Age Of Sigmar schlichtweg nicht gebalanced ist. Die Regeln empfehlen nämlich, sich auf eine Miniaturenanzahl pro Seite zu einigen. Das kann allerdings in einem kompetitiven Umfeld nicht funktionieren.
Wenn ich 20 Nachtgoblins aufstelle und mein Gegner stellt 20 Oger auf, dann kann ich mir an einer Hand abzählen, wie die Schlacht ausgeht. Nun appelliert GW in den Regeln für ein freundschaftliches Miteinander und gesunden Menschenverstand.
Seien wir mal ehrlich: Wenn wir mit gesundem Menschenverstand gesegnet wären, würden wir nicht Unsumen für Plastikpüppchen ausgeben, die einen Grammpreis in unmittelbarer Nähe von zu Gold gepresstem Latinum haben, oder?
Äh, zurück zum Thema:
Im Moment ist Warhammer: Age Of Sigmar alles, aber kein kompetitives Regelwerk, damit eindeutig ungeeignet für Turniere. Aber anscheinend will GW das im Moment auch gar nicht. Wer sich bei Turnieren aufs Maul kloppen will, soll halt 40K spielen.
Die Zukunft von Warhammer: Age Of Sigmar scheint bei freundschaftlichen Kämpfen zu liegen (OK, wenn ich das so lese, klingt das schon skurril) und bei einem missionsbasierten Spielumfeld.
Natürlich werden die Leute sich da selber was zusammen prutschen, bzw. rechnet die Szene damit, das noch ein Punktesystem hinterher geschoben wird. Dann wird alles novh mal von Neuem zu bewerten sein, bis dahin bleibt auf jeden Fall ein Tabletopsystem mit extrem wenigen Regeln, das definitiv absolut Einsteigerfreundlich geworden ist.
Klar, es geht mit Sicherheit wesentlich eleganter, hier sind 3 Würfelwürfe notwendig (To hit, to wound und Schutzwurf), das ist schon so, seit ich mit Warhammer ins Tabletophobby gefunden habe (Und wir reden hier von 1985).
Auf jeden Fall sind einige der Charaktersonderregeln innovativ (oder, je nach Standpunkt, lächerlich) zu nennen. Spiele ich bestimmte Charaktere, erfahre ich in der Schlacht Vorteile, wenn ich z.B. so tu, als wenn ich ein imaginäres Pferd reiten würde oder in einen Spiegel schaue.
Das sind Regeln, die braucht kein erwachsener Mensch, dürfte aber ein jüngeres Klientel durchaus ansprechen.
Nun gut, konstatieren wir: GM bringt mit Warhammer: Age Of Sigmar ein regelleichtes Tabletopsystem auf den Markt, welches im kompletten Umfang verschenkt wird. Sowohl Regeln, als auch den aktuellen Pendant zu den Armeebüchern kann man sich auf der GW-Homepage im Bereich Warhammer: Age Of Sigmar kostenlos auf den Rechner ziehen. (Siehe HIER) Dabei handelt es sich um PDFs, die kaum grafische Gestaltung und Illustrationen enthalten, ich persönlich vermute mal, das es auch aufgehübschte Kaufversionen geben wird. Zumindest dieser Vertriebsweg ist für GW innovativ, verträgt sich auch mit dem Firmencredo, das man hauptsächlich Miniaturen verkauft und keine Regeln. GW sieht die Regeln nun als Marketinginstrument, ob es was bringt, wird die Zukunft zeigen.

Ist Warhammer: Age Of Sigmar nun die offizielle Warhammer Fantasy 9. Edition?

Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, das Warhammer: Age Of Sigmar einfach nur Neulingen den Einstieg erleichtern soll. Wir werden in naher Zukunft ein neues Warhammer Fantasy bekommen, das vermutlich im Kern natürlich Warhammer: Age Of Sigmar sein wird, aber der Spielerschaft dann das bietet, was sie nach dem Ende der 8. Edition vermisst, nämlich ein Punktesystem, diverse Sonderregeln etc.pp.
Der Shitstorm, der zur Zeit auf GW einprasselt, wird die Firma nicht beeindrucken, denn Nottingham wird einen Plan haben. Ihr kennt das doch: Der erste Schuss ist umsonst. Ich rechne sehr stark damit, dass Warhammer: Age Of Sigmar viele neue Leute ins Hobby bringen wird. Das war und ist schon immer die große Stärke von GW gewesen. GW sorgt für den Nachwuchs, der irgendwann zwar eventuell das System wechselt, aber bis dahin ne Menge Geld bei den Engländern gelassen hat.

Machen wir uns nichts vor: GW braucht die fortgeschrittene Tabletop Szene nicht, aber die gesamte Tabletopszene braucht GW

Ein Hinweis in eigener Sache sei mir noch erlaubt: Wer sein Warhammer: Age Of Sigmar in der deutschen Version bestellen möchte, darf dies gerne bei unserem Fischkrieg-Webshop tun, für 89€ darf man doch wohl getrost von einem Schnapp reden: HIER KLICKEN


6 Responses to Age Of Sigmar: Ein neues Warhammer Fantasy?

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  3. Avatar Nihilist
    Nihilist says:

    Inhaltlich überraschend gut, aber die Anzahl der Rechtschreibfahler geht auf keine Kuhhaut: Man sollte sich immer überlegen, ob ein „das“ nach einem Beistrich nicht vielleicht ein zweites „s“ vertragen könnte.
    Oder man schriebt einfach seine Artikel im Word vor:)

  4. Avatar Markus
    Markus says:

    Und wie wir heute wissen, ist kein Punktesystem nachgekommen, GW schwitzt schon ziemlich, weil es die fortgeschrittenen Tabletopspieler doch braucht um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, weil deren Mundpropaganda für eine Firma die keine Marktforschung oder Werbung macht, einfach unersetzlich ist und Warhammer kann dank the 9th Age auch ohne GW existieren. Letzteres wurde dadurch sogar besser als je zuvor.

  5. Avatar Tim Ullmann
    Tim Ullmann says:

    Never chang a running System! Wenn es zusätzlich rausgekommen wäre und nicht anstatt, wäre das o.k. So konnte jeder für sich selbst entscheiden. Aber so absolute kacke. Bleibe bei Fantasy das ist Fakt und werde eben nicht mehr in den GW einkaufen gehn. Und kaufe Figuren bei ebay. Nur traurig das nun keine neuen Einheiten mehr rausgekommen werden.

  6. Avatar Ulf Ulfinger
    Ulf Ulfinger says:

    Warum imm neu? Warum? In meinem noch nicht allzu langen Leben habe ich schon so viele Neuerungen gesehen, die ausnahmslos alle scheiße sind. Da versteht man den Spruch der Alten:“ Früher war alles besser.“ Ich bin da emotional sehr getroffen, weil ich vor allem das Basteln und Bemalen der Figuren zusammen mit den Geschichten und Hintergründen fasziniert haben. Nun alles ersetzt durch lieblosen Schnulli. Ich hatte meine Figuren nun für ein zwei Jahre zur Ruhe gelegt und freute mich nun darauf ein paar bretonische Reiter bemalen zu können und muss nun feststellen, dass eine weitere Geschichte meiner Kindheit auf brutalste Art und Weise der Geldgier der Konzerne weichen muss. Danke dafür Kapitalismus.