Blood Bowl Team Manager von FFG (Review)

In den 80er Jahren, als Games Workshop noch tolle Spiele im Monatstakt rausgehauen hat (und sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhte und nur noch Produktkosmetik betrieb), da gab es die durchgeknallte Idee, ein Fantasy Football Spiel auf den Markt zu schmeißen.

Blood Bowl Team Manager - Die Box mit freundlicher Genehmigung des Heidelberger Spieleverlags

Man nahm die Standardvölker der Warhammer Fantasywelt, verpflanzte sie in eine Paralleldimension, wo es keine großen Schlachten und dreckige Kriege gab, sondern stattdessen Blood Bowl, eine blutige, brutale Variante des American Football. Schnell fand das Spiel viele Freunde, es wurde regelmäßig einer Aufhübschung unterzogen (wie verwunderlich) und hat auch heute noch, lange nachdem es aus dem Portfolio von Games Workshop verschwunden ist und ein Schattendasein als sogenanntes Spezialistenspiel. Doch nichts ist vergessen, nichts wird je vergessen sein. Blood Bowl kehrte zurück in den Fokus der Öffentlichkeit, als 2009 eine Computeradaption des Themas erschien und sofort überall gute Noten einfuhr.

Nun dachten sich die Leute bei FFG, was die Computerfuzzis können, das können wir schon lange. So kam es, dass man die guten bilateralen Beziehungen zwischen Games Workshop und FFG nutze und einen Blood Bowl Team Manager ankündigte, der den Geist des alten Brettspiels wieder aufleben lassen wollte, dabei jedoch komplett auf Miniaturen verzichten wollte. Ja, gar ein Spielbrett sollte nicht vonnöten sein.

Nun liegt er vor mir, der Blood Bowl Team Manager, in einer recht kleinen Box (Die Größe von Roter November, Deadwood oder Elder Sign). Diese Box ist aber prall gefüllt, neben jeder Menge Pappcounter kommen einem massenweise (über 220) Karten in zwei Größen entgegen.

OK, also erst mal ausplöppeln und sortieren. Dabei fällt dem Veteranen auf, das gleich 6 verschiedene Teams im Spiel enthalten sind: Darunter die „Stars“ der Reikland Reavers (Menschen), die Grudgebearer (Zwerge), die Gougled Eye (Orks) und natürlich die Chaos All-Stars. Komplementiert wird das Sextett durch die Waldelfen der Athelorn Avenger und die Skavenblight Scramblers, die sich natürlich aus den Reihen der Skaven rekrutieren.

Skafi Weißbart - Star Player der Zwerge, gezeichnet von Alexandru Sabo

Man startet mit einem Team seiner Wahl (maximal 4 Spieler können mitspielen) und erhält blind  6 der 12 Standardspieler seines Teams. Diese sind auf verschiedene Rollen aufgeteilt. Diese unterscheiden sich bezüglich Stärke und Sonderfähigkeiten. Der normale Feldspieler hat eine Stärke von 1 und sein einziges Talent besteht darin, sich in den Weg zu schmeißen, wenn man versucht, seinen Mannschaftskameraden wegzutackeln (Ja, dies ist ein brutales Spiel *g*) Der Trollspieler der Orks hingegen hat eine Stärke von 4, kann tackeln (also den Gegner wegkloppen), wenn er das besonders gut macht, kann er den nächsten Gegenspieler auch noch tackeln und bekommt einen sogenannten Betrugsmarker, die am Ende einer Saison ausgewertet werden und noch mal Stärkeboni bringen können (Allerdings kann ein fies spielender Spieler auch vom Platz gestellt werden)

Im Laufe des Spiels bekommt man noch sogenannte Star Player zum Team hinzu, die allesamt besonders spielstark sind. Hier gibt es dann auch ein Wiedersehen mit dem Oger Morg`N Thorg, einer der schillerndsten Persönlichkeiten des Blood Bowl Universums. Auf die Frage, warum er so ein herausragender Spieler sei, antwortet er gewöhnlich: „Bin gut! Hab nämlich schon für alle Teams der Liga gespielt, außer für die, wofür ich noch nicht gespielt hab“ – Wer kann dieser Argumentation schon widersprechen?

Aber der Reihe nach:

Zuerst wird die Saison gebaut: Ein sogenanntes Highlight pro teilnehmenden Manager und zusätzlich eine Sonderkarte des Spike-Magazin (die entweder ein Ereignis beschreibt oder ein besonderes Turnier). An jedem Highlight können maximal 2 Manager teilnehmen, an den Spike-Turnieren sind hingegen alle Manager teilnahmeberechtigt.

Wenn die Saison anfängt legt jeder Manager abwechselnd einen Spieler zu einem Highlight oder zu einem Turnier. Hierbei ist die Seite entscheidend, an die man seinen Spieler anlegt. Bei jedem Highlight gibt es nämlich 3 „Preise“ zu gewinnen. Einen pro Teilnehmer (meistens unterschiedlich) und dann noch einen für den Sieger (Den Hauptgewinn quasi). Der Manager, der am Ende der Saison die höchste Mannschaftsstärke bei einem Highlight hat, bekommt dann diesen Hauptpreis. Zusätzlich gibt es noch den Preis, der auf der Seite angegeben ist, an der man seine Spieler angelegt hat.

Einohr, ein neutraler Star Player der "bösen" Seite von Alexandru Sabo

Das klingt jetzt komplizierter, als es ist, wenn das „Spielfeld“ vor einem liegt, erkennt man sofort, was gemeint ist.

Nun haben die Spieler ja noch Sonderfähigkeiten:

1. Tackle – Mit Spezialwürfeln wird versucht, einen gegnerischen Spieler zu Fall zu bringen, bzw. einen gegnerischen Spieler, der schon gefallen ist, endgültig vom Spielfeld zu treten

2. Betrug – Der Spieler ist mit allen Wassern gewaschen und hält Spielregeln nur für einen diskussionswürdigen Vorschlag. Daher legt er die Regeln so aus, wie er es für richtig hält. Er bekommt einen sogenannten Betrugsmarker, der bei der Auswertung umgedreht und berücksichtigt wird.  Betrugsmarker können zwischen 0 und 3 Stärkepunkte bringen, zusätzliche Fans mobilisieren, aber auch eine rote Karte für den Spieler bedeuten, wodurch er in dieser Saison nicht gewertet wird. Hat halt alles nicht nur Vorteile.

3. Passen – Hey, das Spiel dreht sich, trotz aller Gewalt, immer noch um den Ball.  Wenn man jemanden mit der Fähigkeit „Passen“ spielt, kommt der Ball in den Besitz des Spielers (Wenn der Ball noch in der Mitte liegt), bzw. in die Mitte, wenn der Gegner in Ballbesitz war.  Da der Ball bei Spielende 2 Punkte wert ist, will man den natürlich lieber in den eigenen Reihen wissen…

4. Sprinten – Wenn ein Spieler zu einem Sprint ansetzt, kann man die oberste Karte seines Teamstapels ziehen und muss danach eine Karte wieder abschmeißen. So kann man eventuell den dringend benötigten Star Player, den man nicht auf der Hand hat, doch noch ins Spiel bekommen.

Tarko Zackenkamm, ein weiterer Star Player der Zwerge von Alexandru Sabo

Tja, wenn alle Karten gespielt sind (Jeder Manager spielt abwechselnd immer eine Karte), wird abgerechnet und die Preise verteilt. Es gibt folgendes zu gewinnen:

1. Fans – Die Fans sind das A und O des Spiels, weil am Ende der Manager gewonnen hat, der die meisten Fans für seine Mannschaft gesammelt hat. Da diese aber während des Spiels keine  Vorteile bringen, muss man abwägen, ob man direkt anfängt Fans zu sammeln oder lieber erst mal seine Mannschaft pimpt. Mannschaft pimpen? Japp, dazu dienen die anderen „Preise“

2. Starplayer – Man kann zwischen 1 und 3 Starplayerpunkte gewinnen, für jeden Punkt zieht man eine Karte vom korrespondierenden Starplayerstapel (Je einer für die Vertreter der „Guten“ und der „Bösen“ Seite) und darf dann EINEN davon seinem Team einverleiben. Wenn man einen Starplayer mit Namen nimmt, kommt er zusätzlich in den Stapel, wenn man einen generischen Söldner vorzieht, hat dieser eventuell etwas schwächere Werte, dafür darf man einen Standardplayer aus seinem Deck entfernen, was das Deck etwas schlanker hält und man schneller an die guten Karten kommt.

3. Teamverbesserungen –  Jedes Team hat fünf verschiedene Teamverbesserungen, die man sich erspielen kann. Diese wirken meist in besonderen Situationen, z.B. gibt es eine Verbesserung, die den Gouged Eye Orks jedes mal 2 Fans beschert, wenn diese einen gegnerischen Spieler verletzen.

4. Personalverbesserungen – Hier ziehen alle Teams von einem gemeinsamen Stapel. Mit diesen Karten verbessert man quasi seinen Trainerstab. So kann man z.B. einen Tacklingtrainer erhalten, der einmal pro Saison einem gerade eingesetzten Spieler die Fähigkeit Tackling geben.

Im Großen und Ganzen war es das. Gespielt werden in Normalfall 4 Seasons, danach wird abgerechnet und die Anzahl der Fans entscheidet.

Mit dem Blood Bowl Team Manager ist FFG wieder einmal ein großer Wurf gelungen. Grafisch ist das Spiel über jeden Zweifel erhaben, das Spielmaterial ist durchschnittlich stabil, Kartenhüllen sind nicht die schlechteste Idee. Es spielt sich flüssig, nach den ersten 2,3 Partien kann das Regelheft in der Box bleiben. Auch der Straßenpreis von um die 20€ spricht auf jeden Fall für das Spiel.

Das Spiel skaliert sich bezüglich der Spieleranzahl recht brauchbar, allerdings ist das Spielgefühl mit 4 Spielern schon besser, als nur mit 2.

Das Spielgefühl, das transportiert wird, entspricht durchaus dem des Originalspiels. Klar, das Wiedersehen mit den bekannten Star Playern macht schon einiges aus, aber auch die Mechanismen unterstützen eben jenes Feeling, obwohl sie alle neu sind (Also für Blood Bowl jetzt neu).

Unterm Strich bekommt man ein Kartenspiel, das ganz leichte Deckbuilding-Anwandlungen hat. Dieser Mechanismus kommt aber nur am Rande zu tragen, so dass man weit genug von Dominion, Thunderstone und anderen Vertretern dieser Gattung sich platzieren kann.

Da das komplette Spiel auf Karten basiert, erwarte ich in Bälde einige Erweiterungen in Print-On-Demand-Form. Neue Highlights, neue Verbesserungen und vor allem neue Teams und Starplayer.

Da ist eine Menge Potential vorhanden und FFG sind ja schon ganz groß darin, Potential auch auszunutzen.

Jetzt bräuchte ich nur endlich wieder mehr Zeit zum spielen…


2 Responses to Blood Bowl Team Manager von FFG (Review)

  1. Avatar Rosendrache
    Rosendrache says:

    Tolles Review.

    Wenn ich das Spiel nicht schon haette, wuerde ich es jetzt kaufen!!!

    Gruesse aus Duisburg

  2. „(maximal 4 Spieler können mitspielen)“

    lt. Reglen hast du natürlich recht, aber mit dem enthaltenen Material ist es auch mit 5 Spielern sehr witzig, es ist nur ETWAS chaotischer und dauert verhältnismäßig länger.
    Spaß macht es aber allemal!