Bereits 2012 hat Panini mit Erde Eins: Batman einen Reboot des Batman-Origins in Deutschland veröffentlicht. Das ging vollkommen an mir vorbei. Ich hatte keine Lust auf einen weiteren, neuen Origin meines Lieblingshelden. Außerdem implizierte Erde Eins: Batman wieder irgendwelchen Parallelweltenkram, der mir auch schon immer auf den Zeiger ging.
Nun hat mir mein Stamm-Comic Dealer (Ultra-Comics in Nürnberg) mir im Rahmen einer Lieferung sowohl den 1., als auch den gerade erschienen 2. Band von Erde Eins: Batman , mitgeschickt.
Wenn es denn schon mal da ist, kann man es ja auch mal lesen, nech?
Was soll ich sagen? Ich war sofort hellauf begeistert. Die Ursprungsgeschichte von Batman wurde hier neu interpretiert, dies alles aber in einem nicht zu sehr alternierenden Rahmen, so dass Kenner der Materie sich sofort heimisch fühlen. Auffallend ist die konsequente Ausrichtung auf die Moderne, Handys, sogar Blu Rays sind vorhanden, Bruce Waynes Eltern werden nach einem Kinobesuchgetötet. Nicht, wie früher, nach einem Theaterbesuch. Es kommen keine Anachronismen mehr vor, die die Geschichte irgendwie unrund wirken lassen würden.
Alfred Pennyworth ist kein Absolvent einer Butlerschule, sondern ein Kriegskamerad von Thomas Wayne, von diesem als Bodyguard eingestellt.
James Gordon ist ein Bulle, der augenscheinlich korrupt ist, aber seine Gründe hat, warum er so handelt.
Harvey Bullock kommt als kalifornischer TV-Cop nach Gotham und ist der totale Sunnyboy.
Allein an dieser Aufstellung kann man erkennen, das Erde Eins: Batman sich zwar auf die bekannten Charaktere stützt, aber sie durchaus frei interpretiert.
Erde Eins: Batman Band 1
Ein offensichtlich korrupter Gordon, ein Sunnyboy Bullock, ein Batman, noch lange nicht auf dem Zenit seiner Kräfte, ein Alfred, der eine militärische Spezialausbildung genossen hat, dies sind die Guten in Erde Eins: Batman.
Ihnen gegenüber steht die fast komplette Polizei von Gotham, der Tortenman und vor allem Bürgermeister Cobblepot (Ja, der, den wir eigentlich als Pinguin kennen).
In Rückblenden erfahren wir, wie Bruce Wayne zur Vollwaise wurde (und das er als Kind ein nerviges Blag war) und wie Alfred zu seinem Butler avancierte. Weitere interessante Charakterentwicklungen haben wir bei Gordon und Bullock, die am Ende von Erde Eins: Batman Band 1 ungefähr so sind, wie man sie halt kennt.
Grafisch ist Erde Eins: Batman Band 1 über jeden Zweifel erhaben. Düster, bedrohlich wirkt Gotham , Gary Franks Zeichnungen werden durch die Kolorierung von Brad Anderson perfekt unterstützt und man ist sofort in der Stimmung, die auch die Nolan-Batmanfilme oder die Arkham-Computerspiele so perfekt eingefangen haben.
Die Geschichte ist rasant, der Handlungsbogen um den Tortenman psychisch sehr heftig und der Cliffhanger erweckte meine Neugier.
Erde Eins: Batman Band 2
Das gleiche Kreativteam wie bei Erde Eins: Batman Band 1, das verspricht eine Fortsetzung auf hohem Niveau. Der am Ende von Band 1 gespoilerte Riddler ist natürlich der Hauptgegner dieses Bandes. Nun muss ich sagen, dass ich den Riddler immer relativ öde fand, hier jedoch versteht es Geoff Jones meisterlich, dem Rätselmeister eine Kontur zugeben. Dieser Riddler ist ein gefährlicher Psychopath, dem Menschenleben nicht bedeuten. Als Garnitur bekommen wir einen Killer Croc geliefert, der sich von der Veranlagung her dem tragischen Swampthing annähert. Außerdem ein erstes Zusammentreffen mit Batman und Selina Kyle.
Einen besonderen Storytwist gegenüber der altbekannten Lore gegenüber scheint das Schicksal von Harvey Dent zu sein, dessen Wandlung zu Two-Face wir hier miterleben dürfen. Doch ob wirklich er (oder eine ihm nahestehende Person) schlussendlich diese Rolle übernehmen wird, bleibt nach der Lektüre dieses Bandes zumindest spannend.
Erde Eins: Batman – Ein Fazit
Erde Eins: Batman ist schon ziemlich großes Tennis, Comickunst, wie ich sie mir weit öfter wünsche. Klar, eigentlich ist jeder Comicfan mit der Ursprungsgeschichte des Dunklen Ritters vertraut und Geoff Johns bemüht sich, auch nicht zu weit weg davon zu agieren. Aber seine Ideen, wie er Charaktere einführt, wie er altbekannte Gestalten in Nuancen abändert, das ist schon fantastisch.
Die jeweils 164 Seiten sind mit knapp 17€ je Softcover fair bepreist, auch wenn man sich sehr schnell durch die Bände durchgelesen hat. Dies ist aber der Tatsache geschuldet, das man begierig darauf ist, welche Varianten altbekannter Personen man hier noch entdecken wird.
Ich hoffe mal, das es nicht wieder 3 Jahre bis zum nächsten Band dauert, fürchte aber, das ich mir das Superman-Pendant zu Erde Eins: Batman anschaffen werde. Dabei kann ich mit Kryptons Sohn eigentlich so gar nichts anfangen. Aber bei der Visitenkarte?