Gung Ho ist eine deutsche Comicproduktion aus dem Hause Cross Cult. Wie viele in meiner Altersklasse wurde ich, was die neunte Kunst angeht, durch die frankobelgischen Comics sozialisiert, die in meiner örtlichen Stadtbibliothek vorhanden waren. Neben Asterix & Obelix also z.B. Tim & Struppi oder Spirou & Fantasio. Später gerieten vor allem Marvel & DC in meinen Fokus. An deutschen Comics hatte mich am Rand Fix & Foxi betroffen, aber ich war nie ein großer Fan des kaukaschsens Comicversums. Insofern bin ich eher skeptisch, was deutsche Comics angeht. Klar, Helden von Paul war großartig gezeichnet, aber die Story war dann doch eher dünn.
Wie ich auf Gung Ho kam
Auf der German Comic Con waren eigentlich nur 2 größere deutsche Comicverlage vor Ort und dies auch noch mit einem Gemeinschaftsstand. Splitter und Cross Cult hielten also die deutsche Comicflagge hoch und boten einen Verkaufsstand an, wie man ihn sich wünscht. Da ich beruflich mit Cross Cult zu tun habe, es aber bisher keinen persönlichen Kontakt gegeben hat, schneite ich da vorbei und fragte nach Dimitri, der dort mein Kontaktmann war.
Im Gespräch mit ihm wies er mich öfters auf Gung Ho hin, ein Comic, welches aufwändig gezeichnet ist und eine tolle Story hätte. Eigentlich wolle er ja, das jedes Blog, das sich mit Comics beschäftigt, eine Rezi über Gung Ho bringen müsste. Daher würde er mir den ersten Band gerne direkt in die Hand drücken und ich solle es mal lesen. Alle Einwände halfen nichts, vor allem, nachdem er mir eröffnete, das Zeichner Thomas von Kummant im Moment gerade die Gung Ho Comics signieren und eine Zeichnung reinmachen würde.
Verdammt, wer kann dazu schon Nein sagen?
Gung Ho – Die Story
Am Anfang lässt Gung Ho einen im Ungewissen, worum es hier eigentlich geht. Zack und Archer, zwei Brüder, kommen in einen Außenposten. Die Waisen haben es sich in ihrer Heimatstadt mit vielen Leuten verscherzt und erhalten in diesem Vorposten ihre letzte Chance. Fort Apache, so der Name des Postens, ist eine befestigte Anlage mitten im Niemandsland. Anfangs erfährt man nicht, warum der Posten so stark befestigt ist, wieso recht rigide Regeln gelten und was dies überhaupt alles zu bedeuten hat.
Zack versucht sich anzupassen, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Archer hingegen…nun ja, sein Lebensmotto ist eher Wein, Weib und Gesang, Regeln sind für die Anderen und nach ihm die Sintflut. Das er sich direkt die16-jährige Tochter einer Bewohnerin von Fort Apache auf den Leisten zieht, hilft ihm nicht gerade dabei, einen guten Eindruck zu machen.
Die Geschichte von Gung Ho nimmt einen sofort gefangen, der Spannungsbogen wird gefühlvoll, aber stetig aufgebaut und ich habe wirklich mitgefiebert, weil ich endlich wissen wollte, wovor man sich in Fort Apache so fürchtet.
Dabei liest sich Gung Ho jederzeit sehr flüssig und man kann der Handlung jederzeit folgen. Gung Ho nimmt sich Zeit für seine Geschichte. Ein Highlight in einer Zeit, in der Handlungssprünge inzwischen schon fast zum guten Ton gehören.
Gung Hu – Technische Aspekte
Wie schon erwähnt, ist der Spannungsbogen von Gung Ho auch wirklich ein solcher. Benjamin von Eckartsberg versteht es, seine Charaktere aufzubauen, ihnen Leben einzuhauchen und veranlasst uns, mit ihnen mitzufiebern.
Die Zeichnungen von Thomas von Kummant sind nur als hervorragend zu bezeichnen. Sowohl Strich, als auch Farbgebung wissen zu gefallen und kennzeichnen einen eigenen Stil. Dadurch hebt sich Gung Ho vom Gros der Comickunst ab.
Gung Ho – Hintergrundinformationen
Gung Ho ist eine sehr aufwändig gezeichnete Comicserie, daher ist die Veröffentlichungsfrequenz eher gemächlich zu nennen. Der mir vorliegende erste Band von Gung Ho erschien im Juni 2014, inzwischen ist auch Gung Ho Band 2 erschienen, im Juni 2015. Da die Serie auf 5 Bände ausgelegt ist, wird es also noch eine Weile dauern, bis wir die Geschichte komplett genießen können. Geplant ist es alle 1,5 Jahre einen Band zu veröffentlichen, man liegt also gut in der Zeit.
Außerdem erscheint jeder Band noch mal in einer limitierten Sonderausgabe mit 48 Seiten Zusatzmaterial, ich kann jetzt schon mal sagen, dass ich da zuschlagen werde.
Das übergroße Hardcover wirkt auch in der Normalausgabe schon sehr wertig, der partielle UV-Lack auf dem Cover unterstützt diesen Eindruck noch. Die 22,-€ für die Normalausgabe sind also durchaus gut angelegt.
Gung Ho – Ein Fazit
Ich bin begeistert. Gung Ho ist das erste Comic aus deutscher Produktion, dass mich wirklich begeistert hat. Natürlich gab und gibt es viele andere deutsche Comics, die lesbar und mehr als brauchbar sind. Aber erst Gung Ho hat mich wirklich komplett von sich einnehmen können. Noch knappe 5 Jahre auf das Ende der Geschichte warten zu müssen ist natürlich schon eine Hausnummer, aber hey, solang die zeichnerische Qualität weiter auf diesem Niveau bleibt, werde ich diese bittere Pille nur zu gerne schlucken.
Gung Ho sollte, meiner (eh nie) bescheidenen Meinung nach, in keiner Comicsammlung fehlen, die eben nicht nur aus Superheldenmainstream besteht.
Ein Comic, das direkt am Anfang „Don`t Fear The Reaper“ von Blue Öyster Cult zitiert, kann eh nicht schlecht sein.
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