Halt Mal Kurz – Ein Spiel vom Känguru

„Halt mal kurz“ – Dieser Satz hat, obwohl seit Menschengedenken schon im Gebrauch, wohl in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Natürlich, der kulturell gebildete Leser wird es wissen, dank der Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling. Nun hat der Kosmos-Spieleverlag, ansonsten eher für, nun ja, konservativere Spiele bekannt, dieses Halt mal Kurz zum Titel eines kleinen Kartenspiels erkoren. Das darf der Verlag, schließlich ist Marc-Uwe Kling auch der Autor dieses Spiels.

Dies erkennt man zweifellos auch sofort an der Spielanleitung, welche in Form einer Känguru-Episode dargereicht wird. Marc-Uwe, Krapotke,, Friedrich-Wilhelm, Herta und natürlich das Känguru sitzen bei Herta am Stammtisch. Aus einem Gespräch heraus ergibt sich dann, das Marc-Uwe und das Känguru ein Spiel entwickelt haben, das sie ihren Freunden (und Krapotke) beibringen wollen.

Das Cover von Halt Mal Kurz

Innovativ, kann man nicht anders sagen. Zwar ist es nicht ganz einfach, der Regel zu folgen, aber es macht einfach verdammt viel Spaß, sie zu lesen, so man denn mit dem Humor eines Marc-Uwe Kilng etwas anfangen kann. Insgesamt umfasst die Regel 2 Din A-3 Seiten (natürlich kleingefaltet, so dass sie in die Din A6 große Kartenbox passt), davon wird eine halbe Seite am Ende für die Regeln im Klartext verwendet. Diese Regel ist dann auch die, die man im Spiel auch verwendet. Dennoch: Sehr schöne Idee, die mich durchaus mehrere Male zum Schmunzeln gebracht hat.

Halt Mal Kurz – Wie funktioniert denn das?

Kommen wir zum Spiel: Halt Mal Kurz ist, man muss es deutlich sagen, eine Mau Mau Variante. Nun gibt es Mau Mau Varianten wie Sand am Meer, die meisten davon haben irgendwie ein UNO im Namen. Daraus lässt sich schließen, das Marc-Uwe Kling nicht unbedingt ein innovatives Spiel erfinden wollte, sondern eins, das funktioniert und thematisch zu den Känguru-Chroniken passt.

Jedem Fan der Känguru-Chroniken ist das Halt Mal Kurz Spiel natürlich bekannt. Aber dieses Halt Mal Kurz hier hat nicht viel mit dem Spiel aus den Büchern gemeinsam. Wäre wohlauch ziemlich langweilig. Man stelle sich vor: Man nimmt die Spielbox, nimmt die Karten raus und geht auf die Straße: Dem ersten Passanten drückt man die leere Schachtel in die Hand, sagt „Halt mal kurz“ und sieht zu, das man wegkommt.

Jeder wird einsehen, das spielerischer Nutzen und vor allem der Wiederspielwert hier eher in den Minusbereich stolpern. Also ein bewährtes Konzept geschnappt (und das UNO ein bewährtes Konzept hat, wird wohl niemand bestreiten wollen), das Ganze dann verkänguruisiert und schon haben wir Halt Mal Kurz, ein Känguru-Mau Mau, wie es im Buche steht.

Erstmal wurde die Regeln entschlackt. (Und jetzt alle so: „Bei UNO? Respekt!“) Es gibt nur noch zwei Kategorien an Karten (Witzig und Nicht Witzig) und diese in drei Sorten (Pinguin, Känguru und Kleinkünstler). Wie bei UNO kann man nun eine Pinguinkarte auf jede andere Pinguinkarte legen. (Analog gilt das natürlich auch für Känguru und Kleinkünstlerkarten). Eine Witzig-Karte kann auf eine andere Witzig-Karte gelegt werden. Ja, auch das gilt sinngemäß für die Nicht-Witzig-Karten *g*

Halt Mal Kurz - Ein paar Karten

Was macht Halt Mal Kurz anders als Uno?

Daneben habe alle Karten noch Sonderfunktionen. Hier beginnen dann die elementaren Unterschiede zu Mau Mau: Wer eine Polizistenkarte ausspielt, darf einen Spieler bestimmen, der fortan mit offener Hand spielen muss. Wird eine Nazikarte gelegt, müssen alle anderen draufpatschen. (Weil Nazis müssen geschlagen werden!) Wer zuletzt draufpatscht, muss eine Karte ziehen. Fies ist, das sich die Polizeikarten und die Nazikarten SEHR ähnlich sehen. Wer dahinter ein politisches Statement vermutet, dem kann ich nicht komplett widersprechen. Öfters mal wird Schnick-Schnack-Schnuck gespielt (Entweder ein Duell oder der Kartenleger gegen alle Anderen).

Wird der Kommunismus ausgerufen, werden alle Karten eingesammelt, gemischt und fair verteilt.Beim Kapitalismus hingegen bekommt derjenige, der die meisten Karten hat, nochmal 2 oben drauf.

Man merkt also, das Spiel ist mit einem politischen Augenzwinkern versehen und ist somit thematisch wesentlich dichter an den Känguru-Chroniken dran, als man es von einem gepimpten UNO erwarten könnte.

Natürlich gibt es noch einige weitere Sonderkarten, auch eine Art Schwarzer Peter (Hier: Razupaltuff!) ist im Spiel. Eher nervig, bzw. negativ aufgefallen ist die Vollversammlung. Hier stimmen alle ab, wer eine Karte zu ziehen hat. Da kommt es schon mal zum Königsmachersyndrom. Muss man nicht unbedingt toll finden.

Was taugt denn Halt Mal Kurz?

Alles in Allem sorgt Halt Mal Kurz durchaus für Kurzweil. Dies aber das vor allem bei Leuten, die mit dem Werk von Marc-Uwe Kling vertraut sind. Kennt man die Känguru-Chroniken nicht, dann erschließt sich einem auch nicht der besondere Humor, der diesem Spiel durchaus innewohnt.

Aber dennoch ist Halt Mal Kurz kein Kracher, den man immer wieder hervorkramen wird. Es ist ein nettes, listiges Spiel für zwischendurch, das aber eher recht bald in der einen Schublade verschwindet, in der man die Dinge aufbewahrt, mit denen man sich unbedingt wieder beschäftigen will.

Halt Mal Kurz - Das Backcover

Daher prophezeie ich Halt Mal Kurz eher eine Karriere als Kleingeschenk, das man 2 oder auch dreimal spielt und dann in der Ecke verstaubt. Viel mehr will es aber auch glaubbich nicht sein. Ein Kleinod, das sich an die Fans des Kleinkünstlers Marc-Uwe Kling wendet und ansonsten eher in Vergessenheit geraten wird. Aber die Anleitung, die ist ein echter Kracher 😉 ! Da das Spiel andererseits auch weniger als 10€ kostet, kann man es als Gag durchaus mal verschenken.


One Response to Halt Mal Kurz – Ein Spiel vom Känguru

  1. Für jeden, der die wirklich empfehlenswerte Regel (zumindest für Känguru-Fans) nicht lesen will: hier das entsprechende Regel-Video:

    https://youtu.be/P1NUxAUrDAI