Journalist – Czech Board Games

Czech Board Games hatte dieses Jahr gleich zwei Messeneuheiten in Essen dabei und das Spiel Journalist sprach mich sofort an, denn steckt nicht in jedem von uns Bloggern ein kleiner Journalist…zumindest wünschen wir uns das doch, oder?

Also, Spiel verhaftet (Mit ein wenig Augenklimpern und brabbeln vom ganz tollen Blog gab es dann die zweite Messeneuheit „Czech Pub Game“ noch umsonst dazu, verbunden mit dem Versprechen, über beide Spiele was zu schreiben, aber dazu ein andermal mehr)

 

Journalist – Czech Board Games

Eine kurze Erklärung des Spiels zeigte mir schnell auf, das es sich hier im Endeffekt um eine Scrabble-Variante handelt, was ja an sich nichts Schlechtes ist, zumal ich auch keine Version dieses wahren Klassikers besitze.

 

Zuhause dann gleich die Familie zusammengerufen und das Spiel auf den Tisch gebracht. Ach ne, vor dem Spielen hat der liebe Gott das Regelstudium gesetzt. Wobei die Spielregeln multilingual vorliegen und die deutschen regeln gerade mal 3 Seiten umfassen. Komplex geht halt schon anders…ordentlich allerdings aber auch. Denn eins muss ich vorneweg schicken: Hier hätte jemand, der der deutschen Sprache wirklich mächtig ist, Wunder wirken können. In der vorliegenden Form sind die deutschen Regeln unbrauchbar, man kommt nicht umhin, sich auch die englischen Regeln zu Gemüte zu führen, um das Spiel halbwegs zu verstehen. Für jemanden, der diese Möglichkeit nicht hat, somit ein schwerwiegendes Problem. Aber da kann ja noch eine Nachbesserung, eventuell via Boardgamegeek oder so, erfolgen.

 

Geeignet ist Journalist für 2-5 Spieler, die durchschnittliche Spieldauer beträgt ca. eine Stunde, ist aber dank des Rundensystems modular änderbar. Gespielt wird auf Stadtplänen, auf denen 10×14 einzelne Felder angeordnet sind. Die Pläne sich in der Hälfte knickbar, so dass man die erste Runde auf der linken, die zweite Runde auf der rechten Spielfeldhälfte spielen kann und soll. Die finale dritte Runde findet dann auf dem gesamten Feld statt.

Das Spielfeld bei Journalist

Jeder Stadtplan hat einige Sonderfelder (ganz wie bei Scrabble halt): Das Hotel markiert den Startpunkt, die Redaktion dann analog das Zielfeld. Es gibt unpassierbare Wasserflächen, finstere Gegenden, die einem Minuspunkte geben und Parks, die mit positiven Punkten zu Buche schlagen.

Außerdem gibt es noch zwei Lokalitäten, die in jedem Journalistenleben eine gewichtige Rolle spielen: Bibliothek und Archiv…ach ne, Bar und Cafe waren es…zu deren Bedeutung erzähle ich später was.

Nun hat jeder Spieler seinen eigenen (identischen) Stadtplan, was vor allem eins klar macht: Interaktion findet hier gar nicht statt. Jeder hat seine Buchstabenplättchen (7 Stück an der Zahl) und versucht damit in ca. 1,5 Minuten (Eine beiliegende Sanduhr dient als Timer) sinnvolle Worte auf den Plan zu legen, wobei man immer im Hotel starten muss. Danach kann man seine Worte kreuz und quer anlegen, lesbar müssen diese von oben nach unten oder von links nach rechts sein. Benachbarte Buchstaben müssen zusammen auch IMMER ein lesbares Wort ergeben!

Am Ende der Zeit wird abgerechnet: Jeder NEU verbaute Stein gibt einen Punkt, danch werden noch eventuelle Boni und Mali abgearbeitet (remember Parks und finstere Gegenden) . Dann zieht man wieder so viele Plättchen, das man wieder auf sieben kommt und es geht von vorne los. Die erzielten Punkte werden auf einer Siegpunktleiste (optisch als alte Schreibmaschine aufgemacht – very nice) nachgehalten.

Die Schreibmaschine – Nemesis und Freund des aufstrebenden Journalisten

Wenn man nicht ein einziges Plättchen verbauen konnte, darf man beliebig viele Plättchen „entsorgen“ und entsprechend viele wieder neu ziehen, so werden Sackgassen vermieden. Kann man auch in der zweiten Runde nacheinander nichts verbauen, dann darf man Worte auf dem Plan wieder „entwerten“, indem man ihre Plättchen einfach umdreht. Allerdings verliert man für jedes umgedrehte Plättchen auch einen Siegpunkt. Wichtig ist aber, das nach dem Umdrehen noch alle offenliegenden Worte untereinander verbunden sind und Gültigkeit haben!

Wenn schließlich ein Spieler Hotel und Redaktion verbunden hat, endet die Runde (derjenige bekommt 10 Extrapunkte) und die nächste kann  starten.

Das ist im Prinzip schon alles. OK, wer alle 7 Plättchen in einer Runde verbraucht, bekommt auch 5 Bonuspunkte.

Fehlen noch Bar und Cafe: Wenn man eine Bar überbaut, bekommt man aus einem Beutel mit Spezialplättchen (zu erkennen an der roten Schrift) ein Sonderplättchen, das auf beiden Seiten bedruckt ist, teilweise mit unterschiedlichen Buchstaben. Wer gar ein Cafe überbaut, erhält einen Sonderwürfel, der sogar 6 verschiedene Buchstaben aufweist. Diese kann man nun fortan wie normale Plättchen benutzen, deren Einsatz schlägt sogar mit jeweils 5 Bonuspunkten zu Buche. Das Tollen an den beiden Dingern ist, das man diese in der nächsten Runde wieder zur Verfügung hat, was schon einen erheblichen Vorteil darstellt.

So spielt man also Runde für Runde nebeneinander her und die einzige Interaktion ist, bei den einzelnen Wertungen seinen Mitspielern zu erklären, warum „Glgnftz“ kein gültiges Wort ist (Unfassbar, mit welchen Wortkreationen da so manche Leute um die Ecke kommen *Zur Ehefrau und Stieftochter rüberschiel*)

Irgendwann sind die drei Runden (oder für wie viele man sich auch entscheiden hat) vorbei und die Punkte werden allesamt zusammengezählt – Da die beiliegende Siegpunktleiste nämlich nur bis 38 geht, sollte man die Rundenergebnisse separat notieren.

Später dann kann man sich auch eigene Spielpläne basteln, dafür liegen massenweise Marker bei. Dort gibt es dann auch noch einige Neuheiten zu entdecken: Straßensperren wirken wie Wasserfelder, sind also nicht platzierbar, es sei denn, man hat die Polizeistation überbaut, dann lösen sich diese nämlich auf. Ferner gibt es dann noch U-Bahnstationen, diese wirken quasi wie ein Teleporter. Ein Wort, das von links an eine U-Bahnstation anstößt, geht rechts an einer anderen Station weiter.

Hmm, was bleibt also zusagen? Journalist ist beileibe kein schlechtes Spiel, aber keins für Vielspieler. Optisch finde ich es recht nett, es hat ein wenig Film Noire Flair und bleibt dabei klar strukturiert. Das Nebenherspielen mag viele Leute stören, aber da es keinerlei Downtime gibt, ist dies, denke ich, zu verschmerzen.

Das eher maue Abschneiden auf Boardgamegeek ist wohl eher der tatsache geschuldet, das Journalist eben kein komplexes Spiel ist, das einen den ganzen Abend beschäftigt, sondern eher etwas für zwischendurch ist. Als ein solches Spiel hat es seine absolute Berechtigung. Meine Familie findet es gut, was ein Indiz dafür ist, das Wenigspieler hier ihren Spaß haben werden. Wir haben am Tisch jedenfalls herzlich gelacht, vor allem, als wir die Regel, das nur Wörter aus dem Duden gelegt werden dürfen, aufgeweicht haben und quasi jedes Wort zugelassen haben, das man irgendwie erklären kann – In dem Fall gewinnt das Ganze jedenfalls einiges an Dynamik und Situationswitz!

 

P.S. Beim ersten Spielen darauf achten: Da dies eine Multilinguale Version ist, braucht man NICHT alle Punchboards mit Buchstaben. Ein Aufkleber auf der Verpackung zeigt euch, welche ihr nutzen müsst, um in eurer gewählten Sprache spielen zu können!