Und so nimmt es ein Ende, was schon lange hätte ein Ende nehmen müssen. Judas Priest haben bekannt gegeben, das man sich auflösen wird. Damit geht eins der ganz großen Flagschiffe unserer Szene in Rente, eine Lücke, deren Ausmaß noch gar nicht erfasst werden kann, wird gerissen.
Hmm, ist das wirklich so? Seit 1969 nun existieren die Hohepriester des Heavy Metals, freilich anfangs als Blues/Rockband, erst mit dem 1976er Album Sad Wings Of Destiny packte man Metalvorwegnehmende Elemente in die Musik, bevor man dann 1980 mit British Steel die NWOBHM (mit-)lostrat. Aber auch wenn man in der Phase von 1980 bis 1990 (Painkiller) definitiv zu den wichtigsten, größten und auch wohl besten Heavy Metal Kapellen schlechthin gehörte, ging es danach ständig bergab. Der zwischenzeitliche Ausstieg von Rob Halford wäre der richtige Moment gewesen, in Würde abzutreten, aber nein, man musste ja mit Tim „The Ripper“ Owens unbedingt beweisen, das man den Heavy Metal auch modernisieren könnte…meine Fresse, hab ich gekotzt, als ich das erste mal Bullet Train hören „durfte“. Und das von der Band, die den Painkiller erschaffen hat. Machen wir uns nichts vor, diese Schwächephase hatte nichts mit Owens zu tun, der beherrscht sein Handwerk und ich für meinen Teil kann nur sagen, das ich Priest nicht so vergöttert habe, das mich der Sängerwechsel emotional berührt hätte.
Ein paar Jahre später dann kehrte Gottlieb „Wendehals“ Halford wieder zurück, wie er wieder Bock auf Metal hatte und die Metalwelt jubilierte…solange, bis man das neue „Meisterwerk“ Angel Of Retribution zu Gehör bekam. Was für eine Grütze, die nur von absoluten Fanboys und Girls abgefeiert wurde. Schon mal jemand daran gedacht, das man den Titel auch mit AOR (was ja für Adult Oriented Rock steht) abkürzen kann? Genau so klingt das Album nämlich: eine zahnlose Melange für Leute im gesetzten Alter, die unter „Breaking The Law“ die Überschreitung des Tempolimits um 15km/h verstehen!
Unfassbar, das man so was von den Leuten vorgesetzt bekommt, die Metalgeschichte geschrieben hatten und kurz zuvor noch mehr als gute echte Metalalben (zumindest Halford mit seinem Soloprojekt) abgeliefert haben.
Das drei Jahre später (2008) abgelieferte Meisterwerk *hüstel* Nostradamus glich dann einer kreativen Vollkatastrophe, in seinen Grundzügen teilweise zumindest ganz nett, wirkt es in seiner Komplettheit bemüht und wenig geeignet, sich öfters am Stück angehört zu werden.
Die folgende Tour war in meinen Augen dann das Tüpfelchen auf dem I in dem Wort Katastrophiiiiii. Ich merkte dort nichts von der Magie, die diese Band früher umgab, im Gegenteil, ich war regelrecht gelangweilt von dem Ganzen. Erschreckend nur, das Leute, die, im Gegensatz zu mir, Judas Priest all die Jahre immer wieder live gesehen haben, davon sprachen, das die Tour wirklich gut war und die Band wieder souverän rüber kam. Meine Fresse, müssen die zwischendurch schlecht gewesen sein.
Nun also der Abschied, der meiner Meinung nach 20 Jahre zu spät kommt. Die Band hätte unsterblich sein können, nun bleibt eine halbe Karriere, die maximal als erträglich bezeichnet werden kann.
Wie es aussieht, wird es kein Abschiedsalbum geben, so also wird Nostradamus als Testament einer einstmals großen Band gewertet werden müssen, was im Umkehrschluss bedeutet, das es gar nicht so schlimm ist, das sie abtreten. Das man zum Abschluss noch eine Tour durchzieht, sei ihnen gegönnt, das man aber nur Festivals spielt und damit in Deutschland nur exklusiv auf der Krake Wacken hingegen ist mal wieder zum kotzen…aber eventuell kommt ja noch eine Hallentour hinterher. Wünschen würde ich es mir, denn irgendwie will ich die Band dann doch noch mal sehen…quasi als Schwanengesang…
Lisbeth, die Schwester von Edith merkt an (am 13.12.2010): Nun ist man wieder zurück gerudert. Man wollte lediglich ausdrücken, das man nicht mehr große Turneen machen wolle, aber natürlich wird es weiterhin Judas Priest Konzerte geben…na, da hat man ja mal bisserl Staub aufgewirbelt und ein wenig Interesse generiert…Ich jedenfalls weiß, was ich davon zu halten habe…