Rivet Wars von Super Robot Punch war einer der Kickstarter, die mich sofort ob der Optik begeistert haben und ich mich dazu schon fast gezwungen sah, da den einen oder anderen Euro zu investieren. Eingedenk der Tatsache, dass die Weltkriegsthematik in Deutschland nicht unbedingt der letzte Schrei bezüglich Lokalisierungen ist, war es mir sowieso klar, das ich mit einer deutschen Version gar nicht rechnen bräuchte. Die Grundversion des Spiels kam dann auch recht zügig, für Kickstarterverhältnisse fast schon unfassbar pünktlich und dann begann das lange Warten auf die Stretchgoals, die Monat um Monat verschoben worden sind.
Beim Warten auf die Stretgoals kam mir dann die Spiel dazwischen und überraschenderweise fand ich dort die deutsche Version des Grundspiels von Rivet Wars. Öh, ja, was soll man dazu sagen, außer: VERHAFTET! Das auch gleich aus mehreren Gründen:
Erstens gibt es auch in meinem Bekanntenkreis Leute, die lieber mit deutschen Regeln/Karten etc.pp. spielen (Ich selber ja auch)
Zweitens muss man die Bestrebungen von Asmodee ein solches Nischenspiel in Deutschland zu veröffentlichen einfach unbedingt unterstützen.
Rivet Wars spielt in einer alternativen Zeitlinie im Ersten Weltkrieg mit einem veränderten Technologielevel und sehr knuffigen Figuren, die ein wenig an Nieten erinnern (zumindest die Infanterie), woher auch vermutlich der Name des Spieles stammt. Ein anderer Ursprung dürften die Fahrzeuge und sonstigen Kriegsmaschinen sein, die sehr deutlich vernietet worden sind. Jedenfalls wirkt das Ganze sehr im STeampunk verwurzelt und bedient damit durchaus eine wachsende Klientel.
Rivet Wars: Das Spielmaterial
Es gibt hier mannigfaltiges Spielmaterial zu bestaunen.
Insgesamt 34 Spielfiguren von Infanterie bis zum Panzer/Läufer
9 doppelseitige Kartenteile (die ausreichen, einen großen Spieltisch unter sich zu begraben)
50 Spielkarten (Einheiten/Action und Geheime Missionen)
Gedöns (Würfel, Geländeplättchen etc.pp.)
Schon eine Menge Zeug fürs Geld, man ersteht hier für rund 70€ keine Mogelpackung.
Ich werde jetzt im Rahmen dieses Reviews nicht in die absolute Tiefe der Regeln gehen, sondern versuchen, einen Überblick zu geben, ansonsten würde das hier den Rahmen ein wenig sprengen.
Auf den Einheitenkarten findet man neben Namen und Fraktion der Einheit auch noch spielrelevante Informationen, wie z.B. Aufstellungskosten (bestehend aus Punktekosten und eventuell zusätzlichen Rivets), Bewegungsreichweite, Rüstung, Trefferpunkte , Reichweite, Sonderfertigkeiten und eine Angriffsübersicht.
Gerade letztere ist wichtig, dazu aber später mehr.
Die Geheime Missionskarten enthalten *Tusch* Geheime Missionen, die es zwecks zusätzlicher Siegpunkte zu erfüllen gilt. Die Action!-Karten hingegen bringen die Abwechslung ins Spiel , hierdurch passieren immer wieder (für den Gegner) überraschende Sachen, die einen erfolgreich geglaubten Angriff noch vereiteln können. Außerdem dienen diese Karten dazu, Abweichungen bei Artillerieangriffen etc.pp. festzustellen.
Rivet Wars: Wie es sich spielt
Nachdem man sich eine Mission ausgesucht hat, wird das Gelände aufgebaut. Jedes Kartenteil besteht aus 9 Segmenten, diese jeweils aus 4 Feldern. Da drauf werden dann noch Geländemarker gelegt: Bunker, Panzersperren etc.pp.
Wenn man damit fertig ist, möge das Spiel beginnen.
Zuerst kommt die Kartenphase: Zu Beginn kann man eine Action! Karte ohne Effekt abwerfen. Dann darf man eine ebensolche wieder ziehen, solang man danach maximal 3 Stück auf der Hand hat. Danach zieht man bis zu 2 Missionskarten, von denen man maximal 2 Stück auf der Hand halten darf.
Kommen wir zur Aufstellungsphase. Hier sucht man sich seine Truppen aus, die man diese Runde rekrutieren möchte. Dabei hat man die freie Wahl, solang man innerhalb der Punktevorgaben bleibt, die das Szenario vorgibt. Durch den raffinierten Schachzug, das mächtigere Truppen neben Punkten auch noch Rivets erfordern, kann so im Szenario gesteuert werden, ob man die mächtigen Truppen überhaupt zulässt.
Seine Figuren stellt man dann auf entsprechende Felder auf, bis man keine Punkte mehr über hat oder ausgeben möchte. Da diese jedoch verfallen, macht (sorry: ergibt *g*) aufheben so gar keinen Sinn.
Nun kommen wir zu einer Besonderheit des Spiels: Es folgt nämlich die Kampfphase. Japp, genau, erst Kampf, dann Bewegung!
Man wählt ein Segment mit eigenen Figuren aus und prüft, ob diese in ihrem Segment von truppenbedingten Vorteilen profitieren. Sind Segmente mit feindlichen Figuren in Reichweite, so kann ein Angriff stattfinden. Dabei kann man die Truppen in einem Segment nicht beliebig angreifen, sondern muss eine gewisse Reihenfolge einhalten. Jedes der 4 Felder je Segment hat eine Nummer und Einheiten auf niedrigeren Feldern müssen vor Einheiten auf höheren Feldern angegriffen werden.
Der Angriffsübersicht entnimmt man dann, wie viele Würfel man bei dem jeweiligen Ziel (abhängig von seiner Rüstung) werfen darf. Jeder Wurf von 5+ ergibt dann einen Treffer. Wichtig ist: Egal, wie viele Treffer man bei einem Angriff würfelt, jeder Angriff verursacht immer nur einen Trefferpunkt!
Klingt nicht besonders kompliziert? Ist es auch nicht.
Hiernach folgt die Bewegung: Alle Einheiten dürfen sich, entsprechend ihrer Bewegungspunkte, bewegen. Dabei ist zu beachten, dass eine Einheit je Bewegungsphase nur EIN Feld diagonal gehen darf! (Dies gilt auch entsprechend der Reichweitenberechnung beim Kampf!)
Zu guter Letzt folgt die Sammelphase, in der geprüft wird, ob man Siegpunkte gesammelt hat, diese erhält man dann zu diesem Zeitpunkt. Hat man die Siegbedingungen erfüllt, gewinnt man das Spiel. Sollte man der erste Spieler gewesen sein, darf der Gegner allerdings noch einen Zug lang versuchen nachzuziehen!
Thats it, bis auf diverse Kleinigkeiten (Geländeauswirkungen etc.pp.)
Rivet Wars: Das Fazit
Somit stellt Rivet Wars vor allem ein sehr schnelles, kleines Kosim dar, das allerdings extrem opulent ausgestattet ist. Natürlich ein sehr basisches Kosim, Regeln für z.B. Moral, Deckungsfeuer etc.pp. fehlen vollständig, aber das will Rivet Wars auch alles gar nicht bieten. Hier geht es um schnellen Spielspaß, der sein Reiz natürlich auch durch die hervorragenden Miniaturen bezieht.
Inzwischen gibt es schon einiges an Erweiterungen (Meine zweite Kickstarterlieferung kam inzwischen an), dazu werde ich in einem weiteren Artikel in Kürze berichten.
Wen die Thematik nicht stört (die alternative Zeitlinie und die Optik entschärfen das Ganze doch sehr deutlich), der findet in Rivet Wars ein schönes Spiel für Zwischendurch. Ausgemachte Kosim-Spieler werden hier keinen tiefergehenden Spaß finden, Otto-Normalspieler, die das Spiel des Jahres für die Krönung der Spielkultur halten, werden sogar die Nase rümpfen. Wer aber auf Ami-Thrash steht, der sollte zuschlagen, denn das Spiel ist halt schon gut, kann man nicht anders sagen!