Wenn es das Wort Bildgewalt nicht geben würde, für diesen Film müsste man es erfinden. Vidocq (Gerard Depardieu) ist ein Ermittler, der einen Killer mit einer verspiegelten Maske verfolgt. Dieser wird nur „Der Alchimist“ genannt und ist verantwortlich für das Verschwinden zahlreicher junger Frauen. Der Film beginnt mit dem Zusammentreffen der Beiden in einer Glasgießerei, wo Vidocq zu Tode kommt. Die Nachricht seines Ablebens verbreitet sich rasend schnell, da Vidocq für seine unkonventionellen, aber auch sehr rüden Methoden bekannt war. Kurze Zeit später kontaktiert der junge Journalist Etienne Boisset Vidocqs Partner Nimier und gibt sich als dessen Biographen aus. Er möchte nun an der Aufklärung an Vidocqs letztem Fall mitwirken. Ab jetzt wechselt der Film immer zwischen Rückblenden und den aktuellen Ermittlungen hin und her. Ein Verwirrspiel entsteht und bevor es zur Auflösung kommt, wird der Zuschauer noch einige Überraschungen erleben.
Das Besondere an dem Film ist nicht seine Handlung oder die schauspielerischen Leistungen (Obschon Depardieu wie gewohnt gut spielt), sondern seine handwerkliche Machart. Regisseur Pitof schuf hier ein Meisterwerk, das wirkt, als würde man auf einem LSD Trip unterwegs sein. Die konsequente Nutzung von vollkommen surrealen Farbfiltern in Verbindung mit Kameraperspektiven, die nur einem Genie oder einem Besoffenem einfallen können schafft ein völlig „esoterisches“ Seherlebnis. Unfassbar, das Pitof auch bei dem, mit einer goldenen Himbeere „ausgezeichnete“, Rohrkrepierer Catwoman Regie geführt hat. Aber davon bitte nicht abschrecken lasse, Vidocq ist auf seine Art und Weise Einzigartig. Auch ohne auf die Credits zuschauen, merkt der gebildete Zuschauer sofort, das es hier um eine französische Produktion handelt. Man fühlt sich sofort an Filme wie Delikatessen oder Stadt der verlorenen Kinder erinnert, beides im übrigen Filme, bei denen Pitof für die Visual Effects zuständig war.
Vidocq ist anders als andere Filme und nicht jeder wird damit klar kommen, aber wer nicht immer nur Cannibal Corpse hört, sondern auch mal Atheist genießen kann, der wird auch hier glücklich werden. Dieser Film ist Prog-Horror! (Horror im klassischen Sinne, also erwartet keine Splatterorgie)
Die Filmfigur Vidocq hat im Übrigen einen historischen Hintergrund, Vidocq ist eine faszinierende Persönlichkeit. In seiner Jugend hat er vermutlich so jedes kleinere und mittlere Verbrechen begangen, das es nur gab zu der Zeit (Er lebte 1775-1857) und hatte vermutlich mehr Gefängnisaufenthalte als Wohnsitze (Und er war ein echter Vagabund). Irgendwann krempelte er dann sein Leben um und gründete eine Art Geheimpolizei in Paris und kam so zu Ruhm und Ehre. Natürlich konnte er auch zu der zeit nicht komplett legal bleiben, was oft zu Reibereien zwischen seinem Geheimdienst und der Pariser Polizei führte. Befreundet war er mit Balzac, dem er als Vorbild vieler seiner Romanfiguren diente.