The morning after, ohne Kater, aber dafür ausgeruht. Schönes Gefühl … Heute steht also die Kathedrale von Canterbury auf dem Programm, die Weiterfahrt nach Chute Cadley, wo unser nächstes Bed&Breakfast gebucht ist und der geplante Kurztrip nach Avebury, wo kostenlose Steinkreise auf uns warten würden. Am nächsten Morgen dann auf nach Stonehenge und die Weiterfahrt nach Porthleven, wo dann der Kernurlaub beginnen würde.
Ob das mal alles so klappen wird?
Nun ja, das Breakfast war jedenfalls vorzüglich, da wir das nicht daheim einnahmen, sondern Gutscheine für ein Cafe um die Ecke erhielten. Meine Gypsy Eggs mögen zwar politisch unkorrekt tituliert sein, geschmeckt haben sie aber vorzüglich. Aber, das soll ja hier nicht zum Foodblog mutieren, daher nur so viel: *Schmeck*
Frisch gestärkt ging es dann zur Kathedrale von Canterbury, die dann auch gleich mal 10,50 Pfund Eintritt pro Person haben wollten. (Kirchen etc. sind NICHT Bestandteil des British Heritage Pass). Entgegen meiner Einstellung, keinesfalls Eintritt für Kirchen zu zahlen (immerhin sind das von der Öffentlichkeit finanzierte Gebäude) hat mich die schiere Größe des Baus und die zu erwartende Großhaftigkeit des Interieurs dazu verleitet, hier die Kreditkarte zu zücken.
Und tatsächlich: Diese Kathedrale ist schon ein verdammtes Meisterwerk der Baukunst. Der Kölner Dom mag zwar verschnörkelter sein, aber dieses hier ist „da real thing“. Während der Baubeginn des heutigen Kölner Doms zwar auf 1248 datiert werden kann, ist seine Fertigstellung im Jahr 1880 ein handfestes Indiz dafür, hier von neumodischem Kram sprechen zu dürfen. Canterbury hingegen wurde zwischen 1067 und 1505 errichtet, wobei es hier aber keine jahrhundertelangen Baupausen gab, sondern ständig etwas erweitert wurde.
Im Inneren der Kathedrale gibt es massenhaft zu entdecken. Allein die ganzen Grabinschriften und Statuen (unter anderem die Schreine von Thomas Becket und des schwarzen Prinzen Edward of Woodstock) sind die Reise schon wert. Die Stimmung in der Kathedrale empfand ich als weniger sakral, verglichen mit anderen, ähnlichen Gebäuden, wie z.B. dem Kölner Dom.
Zwei Kleinode möchte ich euch nicht vorenthalten: Zum Einen machte uns eine nette, ältere Dame auf das Bildnis einer Seele aufmerksam, welche angeblich J.K. Rowling zur Form des Quidditchballs inspiriert haben soll:
Zum anderen hängen in der Kathedrale an einer Stelle einige Waffen an der Wand, die man eher im Armeebuch der Chaoskrieger bei Warhammer, als an den Wänden eines der wichtigsten Walfahrtsorte Englands vermuten würde:
Außerdem ist das Gebäude auch für WoW-Spieler von Interesse, denn der Klostergarten scheint mir eine Inspirationsquelle des Scharlachroten Klosters zu sein, welches man bei WoW recht früh als Instanz aufsuchen kann:
Langsam wurde es Zeit, aufzubrechen, der heutige Trip waren immerhin knappe 220 km und das halt im Linksverkehr. Zwar viel auf der Autobahn, aber dennoch nicht unbedingt das, was ich mir freiwillig geben würde.
Sollten wir rech frühzeitig in Chute Cadley ankommen, wollten wir noch nach Avebury aufbrechen, einer kleinen Ortschaft, die mitten in einem Steinkreis liegen sollte.
Wenn ich übrigens an England etwas hasse, dann dessen Faible für Kreisverkehre bei jeder sich bietenden Gelegenheit. SATAN, sag ich euch! Allein an diesem Tag habe ich mich dreimal in einem dieser Mistdinger dermaßen verhauen, das am Ende unser Trip nach Avebury ins Wasser fallen musste, einfach, weil ich auf einmal den Weg Richtung Stonehenge eingeschlagen hatte.
Ein Blick auf die Uhr sagte uns, das wir dann doch einfach den Besuch in Stonehenge vorziehen und spontan mal eben da vorbeifahren würden.
Schon von Weitem konnte man die mächtigen Monolithen sehen und ich kann es nicht leugnen, dass ich aufgeregt war. Immerhin dürfte Stonehenge einer der sagenumwobensten Orte der ganzen Welt sein.
Vor Ort erst mal den Eintrittspreis gecheckt und den British Heritage Pass gezückt, wodurch die aufgerufenen 13,90 Pfund uns herzlich egal sein konnten. Dank Stonehenge hat sich der British Heritage Pass schon am zweiten Tag amortisiert, denn die knappen 28 Pfund erhöhen das gesparte Eintrittssalär auf nun 49 Pfund, was ziemlich genau dem entspricht, was wir für die Pässe ausgegeben haben.
Mit Pendelbussen ging es dann vom Besucherzentrum zu den Steinen. Diese sind jedoch (leider) weiträumig abgesperrt. Dies und die Tatsache, dass es echt überlaufen war, lässt jedwede Magie, die eventuell mal diesem Ort innegewohnt hat, verblassen.
Somit ist Stonehenge in erster Linie eine riesige Touristenfalle. Definitiv ein „once in a lifetime“ Projekt, in dem Sinne, dass man es mal gesehen haben sollte, aber einmal reicht dann auch. Ich bereue es keineswegs, da gewesen zu sein, aber nochmal muss ich hier eher nicht hin.
Allerdings scheint auch Odin großes Interesse an diesem Ort zu haben (oder vielleicht eine tiefe Freundschaft zu den keltischen Druiden), jedenfalls hat er Hugin und Munin vorbei geschickt, um mal nach dem Rechten zu sehen.
Nachdem wir uns zu Genüge umgesehen haben (und im Souvenirshop noch das eine oder andere Andenken erworben hatten) brachen wir dann endlich nach Chute Cadley auf, wo ein weiteres schnuffiges Bed&Breakfast auf uns warten sollte. Chute Cadley ist eine Ortschaft, die es rein von ihrer Größe her eher nicht schaffen wird, eine Fußballmannschaft aufzustellen, dafür aber sehr romantisch gelegen ist. In aller Kürze: Zimmer war Klasse, das Essen im örtlichen Pub in Ordnung und auch mein zweiter Versuch mit englischem Bier ist eher als Enttäuschung zu verbuchen.
Der nächste Morgen wird dann also Avebury und vor allem das letzte Teilstück nach Porthleven/Cornwall beinhalten.