Wenn es im Horrorgenre eine Filmserie gibt, die wegweisend und inspirativ war, dann ist es wohl die Trilogy of the Dead von George A. Romero (Jaja, inzwischen ist es eine Tetralogie, aber Land Of The Dead ist nicht mehr annähernd so innovativ, aber dennoch immer noch gute Unterhaltung. Die danach folgenden Filme Diary Of The Dead und Survival Of The Dead werden von Romero selbst als Start einer neuen Filmreihe bezeichnet, die aber dennoch im selben Universum spielt. Egal, hier geht es um die Ursprungstrilogie!)
1968 ist in den USA ein Film erschienen, der nachhaltig ein Genre verändern sollte. Vor Night Of The Living Dead gab es schon einige Zombiefime, aber diese Zombies waren tragische, verzauberte Opfer eines Voodoocultes. Romero jedoch schaffte den Mythos von Zombies als Opfer einer Seuche, als lebende Tote, die sich von Menschenfleisch ernähren und die Seuche an ihre Opfer weitergeben.
Der Film beginnt auf einem Friedhof, wo ein Geschwisterpaar das Grab ihres Vaters besucht. Plötzlich werden sie von einem bleichen Mann angegriffen. Während Barbara fliehen kann, wird Jonny Opfer des Angriffs. Auf der Flucht erreicht sie in ein leer stehendes Farmhaus, in dem schließlich auch der Afroamerikaner Ben ankommt. Seinem Fluchtauto ist leider der Sprit ausgegangen, wodurch auch er einen sicheren Ort aufsuchen muss. Ben beginnt nun, das Haus zu verbarrikadieren. Kaum ist er damit fertig, kommen aus dem Keller andere Flüchtlinge, die in der Sicherheit der Tiefe abgewartet haben, anstatt zu helfen. Daraus ergibt sich eine Menge Konfliktpotential, vor allem zwischen Ben und Harry (Der mit Frau und Tochter im Keller gewartet hat) kracht es offen, da beide sich zum Wortführer aufschwingen wollen. Das kann natürlich nicht gut gehen…
Gedreht auf schwarz/weißem Filmmaterial übt der Film eine äußerst morbide Stimmung aus. Die Effekte werden dadurch in ihrer Brutalität natürlich extrem abgemildert, wodurch sich auch die nun gültige Altersfreigabe ab 16 erklärt. Aber seine Wirkung entwickelt der Film dennoch, oder vielleicht auch gerade deshalb…
10 Jahre später kam dann die Fortsetzung in die Kinos (Dawn Of the Dead), in Deutschland am bekanntesten unter dem Titel „Zombies Im Kaufhaus“. Diesmal in Farbe und unter Teilnahme des künftigen Special Effects Guru Tom Savini (Auch in einer Nebenrolle als Rocker Blades im Film). Im Film sind erst einige Wochen vergangen, die Seuche hat sich über den gesamten Kontinent verbreitet, die Menschheit befindet sich auf dem Rückzug.
2 Mitarbeiter einer TV Station und 2 Sicherheitskräfte entwenden einen Helikopter und fliehen vor den Untoten. Schließlich finden sie eine Shopping Mall, in der sie sich verschanzen und es schaffen, diese auch Zombiefrei zu bekommen. Sie schwelgen einige Zeit in dem Luxus, den diese Mall ihnen bietet. Doch dann findet eine marodierende Rockergang ebenfalls Gefallen an den Gütern, die sich dort befinden und dringt ein. Der sich anbahnende Konflikt kann nur einen Sieger kennen und niemand hatte plötzlich noch die Untoten auf dem Plan…
Dawn Of The Dead ist die Art Film, die ich besonders liebe, weil er wieder mal auf verschiedenen Ebenen funktioniert: Zum einen vordergründig als Horrorschocker, der (nicht nur für seine Zeit) wirklich extreme Effekte sein Eigen nennt. Aber das ganze ist auch eine Metapher auf die Konsumgeilheit unserer Gesellschaft, das nicht Gönnen von materiellen Gütern. Katholische Filmkritiker haben noch eine weitere Ebene in den Film hinein interpretiert. Sie sehen in den Zombies eine Manifestierung der Unterschicht, welche sich gegen die herrschenden auflehnt. Diese wiederum wenden äußerste Gewalt an, um ihren Status Quo zu erhalten, bzw. wiederzuerlangen. Vollkommen geil, das der Film aufgrund dieser Interpretation von dem katholischen Filmdienst als äußerst negativ bewertet wurde, ist es doch gerade die Kirche gewesen, die in der Vergangenheit peinlichst darauf geachtet hat, das niemand ihren Reichtum anpackt.
Die Finanzierung des Filmes stand lange Zeit auf der Kippe, da die letzten Filme Romeros kommerzielle Flops waren. Doch Dario Argento (ital. Kultregisseur) bekam das Drehbuch in die Hand. Da er ein großer Fan von NOTLD war, bot er Romero an, das Projekt mitzufinanzieren, als Gegenleistung bekam er die Vertriebsrecht für den nicht englischsprachigen Teil der Welt (Außer Lateinamerika), verbunden mit der Option, den Film auch umzuschneiden und zu verändern.
Dadurch resultiert eine schier unübersichtliche Anzahl von verschiedenen Schnittfassungen, elementar sind 3 Fassungen: Der first rough cut (hergestellt, um den Film in Cannes vorzustellen). Der Romerocut (American Theatrical Cut), welcher so was wie den Directors Cut darstellt und in einigen unwichtigen Handlungsszenen gekürzt ist. Dadurch wirkt der Film wesentlich Temporeicher. Und dann gibt es noch den Argentocut, welcher nochmals gestrafft wurde, aber auch einige Szenen enthält, die in den anderen beiden Cuts nicht vorhanden sind.
Aus all jenen Fassungen wurde dann noch eine rein deutsche Version zusammen geschnitten, den so genannten Ultimate Final Cut, der ALLE Szenen von allen Versionen enthält. Dadurch wirkt diese Version ein wenig zerfahren und streckenweise langatmig, ist aber halt komplett. Filmhistorisch gesehen ist sie jedoch vollkommen wertlos, weil hier natürlich sämtliche Intentionen von Regisseur und Produzent ignoriert werden. Verantwortlich hierfür war Oliver Krekel, Labelboss von Astro Entertainment, der sich seit den 90er Jahren dafür gesorgt hat, das viele beschlagnahmte Filme in Deutschland überhaupt wieder erhältlich waren. Leider nicht auf so ganz legale Art & Weise, was darin resultierte, das ihm inzwischen unter Androhung hoher Ordnungsstrafen verboten ist, noch mal ungeprüfte Filme in der BRD zu veröffentlichen.
7 Jahre später arbeiteten Romero und Savini wieder zusammen und Zombie 2 (Day Of The Dead) erblickte das Licht der Welt. Fast die komplette Handlung spielt in einem Bunkerkomplex in Florida (die anderen Teile der Serie spielen in Pittsburgh). Die Welt ist von den Zomies übernommen und die Bewohner es Bunkers scheinen die letzten Überlebenden zu sein. Während eine Gruppe Wissenschaftler die These vertritt, dass die Zombies domestiziert werden können, vertreten die anwesenden Militärs eher eine Grundhaltung, die direkt aus dem Hirn von Ted Nugent entsprungen sein könnte. Wieder mal ist es so, dass die wahren Konflikte zwischen den Lebenden entstehen. Militär und Wissenschaftler tun sich da übrigens gegenseitig nicht viel, beide Gruppen weisen Verhaltensweisen auf, die aus moralischen Grundsätzen heraus verachtenswert sind.
Dem dritten Teil der Serie geht der Humor, der noch den Vorgänger bevölkerte, fast vollständig ab. Einzig Zombie Bup (Der erste Zombie, der so was wie eine Identifikationfigur abbildet) sorgt noch für einige Lacher. Düster und bedrohlich wird die Apokalypse immer deutlicher. Das Ende des Filmes macht es auch deutlich, dass es für die Menschheit keine Hoffnung mehr gibt.
Großes, mitreißendes Kino, auf jeden Fall!
Selbst das Remake von Dawn Of The Dead von 2004 ist im Übrigen vollkommen geil, auch wen die Zombies hier zu Sprintern mutiert sind. Der Film hat ähnlich kranke Effekte wie sein Vorbild, bietet ebenso wie dieser aber auch den Humor, den Dawn Of The Dead so speziell macht.